Objekt:

 Pfeilerfigur (Keel/Schroer 2004 bezeichnen diese Art vo Skulptur als Altar, Schroer/Keel 2005: Nr. 82 als Pfeilerfigur und Epstein 1988 als Säulenstumpf), Basalt, 24,5 x 32 cm.

Datierung:

 Chalkolithikum (um 4000).

Herkunft:

 Gilead/Golan/Jordantal (Jordanien).

Sammlung:

 Fribourg, Universität Fribourg.

Darstellung:

 Das zylindrische, unten schmalere, oben breitere, in der Mitte leicht konkave Objekt ist oben schalenartig ausgehöhlt und war so geeignet, Flüssigkeiten oder feste Gaben (Früchte, Getreide) aufzunehmen. Ikonographisch wird das Objekt durch eine kräftige Nase (80 mm) charakterisiert; Augen und Ohren sind extrem schematisiert und durch je zwei Noppen wiedergegeben. Der Mund fehlt wie üblich im Chalkolithikum. Einzelne dieser Objekte weisen zusätzlich Elemente auf, die sie als männlich, als Ziegendämonen- oder Stierköpfe (Ibrahim/Mittmann 1998) zu charakterisieren scheinen. Das vorliegende Objekt weist aber wie viele andere keine Spur eines Bartes oder einer Wamme auf.

Diskussion:

 Die meisten dieser Objekte wurden in Wohnhäusern gefunden. Entweder stellten sie – in der neolithischen Tradition des Schädelkultes – einen quasi göttlichen Toten oder eine Tote dar oder ein Wesen, das wie die auf zahlreichen anderen Bildträgern dokumentierte Verbindung von anthropomorphen und ziegenartigen Aspekten nahelegt, dem Steinbockdämon ähnelt und als Herr der Wildnis zu interpretieren ist (vgl. von der Osten-Sacken 1992). Epstein hingegen hat diese Säulenstümpfe als für die Fruchtbarkeit zuständige Kultfiguren interpretiert (zuletzt 1998: 230-233). Die vorliegenden Objekte werden aufgrund der männlichen Attribute bei einzelnen Exemplaren konsequent als Männergesichter gedeutet. Das ist aber keineswegs zwingend. Jene, die keine männlichen Attribute aufweisen, können auch Ahnmüttern gegolten haben.

Parallelen:

Epstein 1988: pls. 30-33; Uehlinger 2004: 81-87.

Bibliographie:

Barakat 1985: 175, no. PF171; Epstein 1988: 210-212, pls. 29c:3, 30:6; Keel/Schroer 2004: 58f, Nr. 11; Uehlinger 2004: 81f, fig. 2:a-b.

DatensatzID:

740

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/740