Objekt:

 Lotosbecher, Fayence, 15,2 x 8,6 cm.

Datierung:

 3. Zwischenzeit (945-715).

Herkunft:

 Unbekannt.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄFig 2002.4.

Darstellung:

 Der aus Fragmenten zusammengefügte und partiell ergänzte (Lippe, Fuss) Kelch weist die Form einer sich öffnenden Lotosblume auf. Der florale Dekor der Aussenseite ist in erhabenem Relief gearbeitet. Die sich überlappenden Blätter mit den spitzen Enden sind kennzeichnend für den Blauen Lotos (Nymphaea caerulea).

Diskussion:

 Kelche in Gestalt des Blauen Lotos lassen sich seit der 18. Dynastie belegen und gewinnen in der Dritten Zwischenzeit zusehends an Verbreitung. Von anfänglich gedrungenen Proportionen wandeln sie sich hin zu schlanken, elegant geschwungenen und dünnwandigen Artefakten. (Arnold 1977: Abb. 3, Nr. 39; Busz/Gercke 1999: 12-51; Eggebrecht 1987: Nrn. 83, 279, 285; Friedman 1998: 224, Nr. 114; Spurr/Reeves/Quirke 2000: 37-40, Nr. 51) Der florale Dekor konnte sowohl in schwarzer Farbe aufgemalt als auch in erhabenem Relief gearbeitet sein, wobei die Fusspartie zumeist undekoriert blieb. Solch fragile Blütenkelche fanden im kultischen Bereich als Libationsgefässe Verwendung: Sie wurden vom König im Tempelritual vor dem Götterbild benutzt (Bickel 2004: Abb. 39b) und dem Verstorbenen als kostbare Grabbeigaben mitgegeben. Die Eigenheit des Seerosengewächses, sich bei Sonnenuntergang zu schliessen und ins Wasser zurückzuziehen, um am nächsten Morgen in neuer Pracht aus den Fluten aufzutauchen, war ausschlaggebend für die Symbolik der Wiederbelebung, dank der der Lotos äusserst beliebt wurde. Madeleine Page Gasser.

Bibliographie:

Ede 2002: lot 8; Bickel 2004: 122f, Nr. 39; Keel et al. 2007: 18, Nr. 1.

DatensatzID:

978

Permanenter Link:

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