Diskussion:
Kelche in Gestalt des Blauen Lotos lassen sich seit der 18. Dynastie belegen und gewinnen in der Dritten Zwischenzeit zusehends an Verbreitung. Von anfänglich gedrungenen Proportionen wandeln sie sich hin zu schlanken, elegant geschwungenen und dünnwandigen Artefakten. (
Arnold 1977: Abb. 3, Nr. 39;
Busz/Gercke 1999: 12-51;
Eggebrecht 1987: Nrn. 83, 279, 285;
Friedman 1998: 224, Nr. 114;
Spurr/Reeves/Quirke 2000: 37-40, Nr. 51) Der florale Dekor konnte sowohl in schwarzer Farbe aufgemalt als auch in erhabenem Relief gearbeitet sein, wobei die Fusspartie zumeist undekoriert blieb. Solch fragile Blütenkelche fanden im kultischen Bereich als Libationsgefässe Verwendung: Sie wurden vom König im Tempelritual vor dem Götterbild benutzt (
Bickel 2004: Abb. 39b) und dem Verstorbenen als kostbare Grabbeigaben mitgegeben. Die Eigenheit des Seerosengewächses, sich bei Sonnenuntergang zu schliessen und ins Wasser zurückzuziehen, um am nächsten Morgen in neuer Pracht aus den Fluten aufzutauchen, war ausschlaggebend für die Symbolik der Wiederbelebung, dank der der Lotos äusserst beliebt wurde.
Madeleine Page Gasser.
Arnold 1977: Arnold D., 1977, Art. Gefäß, Gefäßform, in: LÄ 2:483-501.
Bickel 2004: Bickel S., 2004, In ägyptischer Gesellschaft. Aegyptiaca der Sammlungen BIBEL+ORIENT der Universität Freiburg Schweiz.
Busz/Gercke 1999: Busz R./Gercke P., Hg., 1999, Türkis und Azur. Quarzkeramik im Orient und Okzident, Kassel-Wolfratshausen.
Eggebrecht 1987: Eggebrecht A., Hg., 1987, Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, Ausstellungskatalog Hildesheim, Mainz.
Friedman 1998: Friedman F.D., Hg., 1998, Gifts of the Nile. Ancient Egyptian Faience, Providence, London.
Spurr/Reeves/Quirke 2000: Spurr S./Reeves N./Quirke S., 2000, Egyptian Art at Eton College. Selections from the Myers Museum, New York.
Bibliographie:
Ede 2002: lot 8;
Bickel 2004: 122f, Nr. 39;
Keel et al. 2007: 18, Nr. 1.
Bickel 2004: Bickel S., 2004, In ägyptischer Gesellschaft. Aegyptiaca der Sammlungen BIBEL+ORIENT der Universität Freiburg Schweiz.
Ede 2002: Ede Ch., Ltd., 2002, Egyptian Antiquities, London.
Keel et al. 2007: Keel O. et al., 2007, Bibel+Orient im Original. 72 Einsichten in die Sammlungen der Universität Freiburg Schweiz.