Objekt:

 Rollsiegel (schwach konkaver Zylinder), Schnecke, 33,7 x 21 mm.

Datierung:

 Hochstufe Akkad-Zeit (2260-2193).

Herkunft:

 Mesopotamien/Elam.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.56.

Darstellung:

 a) Rechts Bankettszene zweigliedrig und b) links Landwirtschafts-(Etana-)Szene: a) Ein bärtiger Mann (Gott?) mit glatter Frisur, die im Nacken in eine Locke ausläuft, geschulterter Geissel, und waagrecht vorgestrecktem Arm sitzt einer Gottheit mit einfacher Hörnerkrone, langer, über die Schulter herabfallender Haarlocke und erhobener Rechten gegenüber. Beide tragen das eine Schulter freilassende Falbelgewand; von der Schulter der Gottheit gehen pfeilförmige Gebilde aus. Die Sitzmöbel sind rechteckig und mit drei Querverstrebungen versehen. b) Aus einer Hürde treten gestaffelt zwei Stück Kleinvieh mit gebogenem bzw. steil aufsteigendem Gehörn heraus; dahinter hantiert ein auf einem niederen Schemel hockender Mann an einem umgekippten bauchförmigem Gefäss (Butterfass). Im Bildfeld verstreut sind verschiedene Gerätschäften und Behälter, wovon jener zwischen den Sitzenden sackförmig ist.

Diskussion:

Selz 1983: 561 identifiziert den sitzenden Mann mit Etana, der „fast emblematisch das für seine sipa-Funktion charakteristische Gerät, die Hirtenschlaufe“ schultert. Für diese Identifikation spricht die oben erwähnte Parallele aus dem Israel Museum, auf der hinter dem sitzenden Mann eine mit ihm identische Figur als Etana davonfliegt. Die Peitsche halten nach Boehmer 1965: 124 sonst nur ganz bestimmte, selten zu belegende thronende Götter, die Boehmer mit einem „Gott der (Haus-)Tiere“ gleichsetzen möchte. Ob es sich bei der Gottheit – wie Selz 1983: 560 statuiert – „eindeutig um die im Etana-Mythos zwar zentrale Figur des Šamaš“ handelt (s. aber Selz 1983: 539 „Ištar“), ist zu bezweifeln. Die bartlose, mit langer Haarlocke versehene Gestalt lässt eher an eine Göttin (Ištar? Vgl. Parallele) denken, die hier unter dem Aspekt der Fruchtbarkeit ihren Platz fände, genauso wie in einer Pflugszene auf Boehmer 1965: Abb. 715a „Akk. III“; auch eine Vegetationsgottheit käme in Frage. Für den Zusammenhang zwischen Vegetationsgottheiten, Göttinnen mit Kind und an Gefässen hantierende Figuren s. Diskussion unter Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 74.

Parallelen:

Woolley 1934: pl. 207:208: (= Boehmer 1965: Abb. 702) geschulterte Peitsche siehe die stehende Figur - Ur (Etana-Szene); Selz 1983: Nr. 610: = Israel Museum 1965: 30, Nr. 35; Israel Museum 1965: 30, Nr. 35, Taf. 2b: = Selz 1983: Nr. 610 „Akk. II-III“, gleichermassen in landwirtschaftliches Umfeld eingebettete Bankettszene mit zusätzlichem fliegendem Etana; Boehmer 1965: Abb. 386: Stempelsiegel, Gottheit - „Kriegerische Ištar Akk. III“.

Bibliographie:

Selz 1983: K. 76:611, Nr. 611, Taf. 46:611; Keel-Leu/Teissier 2004: 67f, Nr. 84.

DatensatzID:

271

Permanenter Link:

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