Objekt:

 Anhänger, Lapislazuli, 1 x 12,8 cm.

Datierung:

 FD IIIB (2400-2250) oder später.

Herkunft:

 Mari, Hof 27 des präsargonidischen Palastes, in einem Gefäß, Feld-no. M.4405.

Sammlung:

 Damaskus, National Museum, S.2399.

Darstellung:

 Eine prominente Darstellung des im 3. Jt. bedeutsamen löwenköpfigen Adlers Anzu (Fuhr-Jaeppelt 1972) ist dieser Anhänger, vielleicht ein Pektorale, aus Gold und Lapislazuli, den Parrot zusammen mit Schmuck, Rollsiegeln und weiteren wertvollen Gegenständen in einem Topf im Hof des präsargonidischen Palastes von Mari fand. Kopf und Schwanzfedern sind goldüberzogen, die Flügel und der Körper mit feinen Ritzzeichnungen dekoriert, die Fänge nur reliefiert angedeutet. Eine präzise zoologische Zuordnung ist unmöglich (obwohl immer wieder angestrebt; vgl. die Identifikation als Fledermaus bei Goldsmith/Gould 1990), als Beschreibung trifft die Bezeichnung «Löwenkopfadler» aber am besten zu. Es handelt sich eindeutig um ein mythisches Wesen, das verschiedene, nicht naturalistische Elemente von Tieren vereinigt (Schroer/Keel 2005: Nr. 185, 199, 236). Der Anzu tritt schon Ende des 4. Jt. in der Kunst Sumers und Elams auf. Der frontal dargestellte Anzû greift häufig in beherrschender, bisweilen auch schützender Geste ein Tierpaar. Er ist der Begleiter des Sturmgottes Enlil und repräsentiert die Macht dieses höchsten Gottes im sumerischen Pantheon über alles Lebendige (Uehlinger 1995: 66). Sehr häufig tritt er im Kontext des Kriegs als Emblem der Sieger auf. Erst später wird der Anzû zum bekämpften und schließlich besiegten Gegner Ningirsu-Ninurtas, eines Gottes, der aus einer Verschmelzung des Vegetations- und Kriegsgottes von Nippur, Ninurta («Herr der Erde»), mit dem kämpferischen Gott Ningirsu («Herr von Girsu») von Lagasch entstand.

Parallelen:

Matthews et al. 1994: 185, fig. 9: ein kleinerer Anhänger derselben Art von Tell Brak am Habur; Bonatz et al. 1998: 69, no. 60: ein kleinerer Anhänger derselben Art von Tell Brak am Habur; Aruz et al. 2003: 231f, no. 158c: ein kleinerer Anhänger derselben Art von Tell Brak am Habur; Matthiae/Pinnock/Scandone Matthiae 1995: 277, no. 29-35: Fragmente von drei Elfenbeinintarsien des Anzu über menschenköpfigen Stieren aus Ebla.

Bibliographie:

Parrot 1965: pl. 15:4; Nissen 1966: 144; Fuhr-Jaeppelt 1972: 12f, Abb. 10; Orthmann 1975: no. 122a; Cluzan/Delpont/Mouliérac 1993: no. 114; Fortin 1999: 94, no. 13; Aruz et al. 2003: 140f, no. 81; Schroer/Keel 2005: 340f, Nr. 244.

DatensatzID:

33620

Permanenter Link:

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