Objekt:
Skarabäus (
§ 36-131) (Kopf beschädigt/Pronotumlinie einfach, Elytralinie doppelt/Seiten unbekannt), Enstatit (
§ 386-390), 14 x 11 x 6 mm.
Darstellung:
Eine Gruppe von teilweise eindeutigen, teilweise wenig eindeutigen Hieroglyphen; das senkrechte Zeichen oben in der Mitte ist wahrscheinlich ein
nṯr (
Keel 1995: § 460), wie die unten genannten Parallelen nahe legen; rechts davon ein
t (
Keel 1995: § 463) und ein unklares Zeichen, evtl. eine Scheibe (
Keel 1995: § 461); links des vertikalen Zeichens ein zweites unklares Zeichen und darunter ein
ḥm(t) (
Keel 1995: §453); im unteren Teil ist rechts ein
nfr (
Keel 1995: § 459), links davon ein
j (
Keel 1995: § 456), ein grosses
t, darunter ein
r (
Keel 1995: § 461) und zwei Schrägstriche (
Gardiner 1957: no. Z4) mit dem Lautwert
j; am meisten Ähnlichkeit hat die Zeichenfolge mit derjenigen auf Siegelamuletten der frühen 18. Dyn., die
ḥmt nṯr Nfrtrj „Gottesgemahlin Nefertari“ zu lesen ist (vgl.
Hall 1913: nos. 331-342;
Matouk 1971: 208, nos. 206-210); es dürfte die Gottesgemahlin ˓Ahmes-Nefertari, die Gemahlin ˓Ahmoses I., gemeint sein, die seit der 19. Dyn. zusammen mit ihrem Sohn Amenophis I. als Schutzheilige der Nekropole von Theben verehrt wurde (
Gitton 1975;
Gitton/Leclant 1977: 802); sie ist deshalb die auf Siegelamuletten weitaus am häufigsten vertretene Königin; allerdings „dürften nur etwa 10% ihrer Skarabäen als zeitgenössisch gelten, der Rest (ist) postume Anfertigung, die vermutlich bis in die Dritte Zwischenzeit hinein gedauert hat“ (B. Jaeger, in:
Hornung/Staehelin 1976: 56); die nicht ganz einwandfreie Orthographie des vorliegenden Stücks, etwa die beiden überzähligen Scheiben, ist wahrscheinlich damit zu erklären, dass die Zeichenfolge immer wieder kopiert wurde, ohne immer verstanden zu werden; in der Matouksammlung finden sich alle Varianten von korrekt geschriebenen Stücken (M. 190 =
Matouk 1971: 208 No. 207; M. 191 unveröffentlicht; M. 1307 =
Matouk 1971: 208 No. 206; M. 1308 unveröffentlicht), zu solchen mit einem
t am falschen Ort, einem zu grossen
t oder einer Scheibe zuviel (M. 189 =
Matouk 1971: 208 No. 209; M. 192 unveröffentlicht; M. 1306 =
Matouk 1971: 208 No. 210) bis zu völlig degenerierten Stücken (M. 1309 unveröffentlicht; M. 1311 =
Matouk 1971: 208 No. 208); ein sehr ähnliches Stück, aber mit einer Scheibe weniger, ist auf dem Tel Ḥarasim (
Karon 1985: No. 7) gefunden worden; die Schreibweise von „Nefertari“ erinnert an die der Gemahlin Ramses’ II., (
Matouk 1971: 667-669); sie trägt aber stets den Titel
ḥmt nsw „Gemahlin des Königs“ und nicht den der „Gottesgemahlin“.
Gardiner 1957: Gardiner A.H., ³1957 u.ö., Egyptian Grammar, Oxford [Hieroglyphen werden nach der entsprechenden Nummer in der "Sign-List" zitiert].
Gitton 1975: Gitton M., 1975, Art. Ahmose Nofretere: LÄ I, 102-109.
Gitton/Leclant 1977: Gitton M./Leclant J., 1977, Art. Gottesgemahlin: LÄ II, 792-812.
Hall 1913: Hall H.R., 1913, Catalogue of Egyptian Scarabs, Etc., in the British Museum I. Royal Scarabs, London.
Hornung/Staehelin 1976: Hornung E./Staehelin E., 1976, Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen (Ägyptische Denkmäler in der Schweiz 1), Mainz.
Karon 1985: Karon E., 1985, Scarabs from Kh. Abū-el-Quḥut (Tel ha-Ḥarasim) from the Collection of the Shefela Museum (ungedruckte Seminararbeit bei Prof. R. Giveon), Kefar Menahem.
Keel 1995: Keel O., 1995, Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Palästina/Israel. Von den Anfängen bis zur Perserzeit. Einleitung (OBO.SA 10), Freiburg Schweiz/Göttingen.
Matouk 1971: Matouk F.S., 1971, Corpus du Scarabée Egyptien. Vol. I: Les scarabées royaux, Beyrouth.
Bibliographie:
Eggler/Keel 2006: 486f, Wadi ath-Thamad Site 13 Nr. 2.
Eggler/Keel 2006: Eggler J./Keel O., 2006, Corpus der Siegel-Amulette aus Jordanien. Vom Neolithikum bis zur Perserzeit (OBO.SA 25), Freiburg Schweiz/Göttingen.