Objekt:

 Gefäss, Ton, 30 x 14,2 cm.

Datierung:

 Frühes Chalkolothikum-Mittleres Chalkolithikum (4500-4000).

Herkunft:

 Gilat, Raum A des Tempels, zusammen mit Widderfigürchen bei Schroer/Keel 2005: Nr. 63, Stratum III.

Sammlung:

 Jerusalem, Israel Museum, IAA 76–54.

Darstellung:

 Das bemalte Gefäß ist als nackte Frau gestaltet, die auf einem Hocker sitzt und auf ihrem Kopf ein typisch chalkolithisches Gefäß, das sog. «Butterfass» (engl. churn) trägt. Die kreisrunden Augen und die Nase sowie die Haarlocken sind aufgemalt. Rote, vorwiegend horizontale Streifen könnten eine kultisch bedeutsame Körperbemalung andeuten (Sacher Fox 1995; Joffe/Dessel/Hallote 2001: 11ff). Der Mund ist gar nicht, die Brüste sind kaum angedeutet, während der Schambereich mit Vulva durch kleine, in den Ton geritzte Kerben hervorgehoben ist. Die dünnen Arme und Beine sind unbeholfen modelliert. Unter einem Arm hält die Frau einen nicht identifizierbaren Gegenstand. Vielleicht ist es eine Sanduhrtrommel (Braun 1999: 68f), vielleicht eine der für das Chalkolithikum typischen Ständerschalen. Als füllige Thronende steht diese chalkolithische Frau in der Tradition der spätneolithischen Terrakotten, die ebenfalls bemalt waren. Das Widderfigürchen (Schroer /Keel 1995: Nr. 63) von derselben Fundstelle legt eine Verbindung von Frau und Capride nahe (Schroer /Keel 1995: Nr. 25). Als Gefäßträgerin nimmt sie in modifizierter Weise die neolithische Tradition gynaikomorpher Gefäße auf. Es liegt nahe, dass die über Jahrhunderte und in vielen Kulturen anzutreffende Konnotierung des weiblichen Körpers mit Gefäßen und ihrem flüssigen Inhalt auf Erfahrungen mit Fruchtwasser, Schwangerschaft und vollen Brüsten von Frauen zurückzuführen ist (vgl. für die FB-Zeit 102). Auffällig sind auch Ähnlichkeiten mit den ebenfalls rot bemalten chalkolithischen Ossuarien, sodass ein Zusammenhang mit dem Ahnenkult wahrscheinlich ist.

Parallelen:

Mellink/Filip 1974: no. 38a: aus Ḥassūna im Nord-Irak; Huot 1994: aus Yarim Tepe; Mellaart 1970: figs. 248-249, pls. 176, II 524f, pls. 172: bemalte gynaikomorphe Gefäße sind bekannt aus Haçılar; Amiet 1977a: pl. 22: bemalte gynaikomorphe Gefäße sind bekannt aus Haçılar; Capart 1905: 175, fig. 137: in späterer Zeit aus Ägypten; Voutiropoulos 1993: vgl. neolithische anthropomorphe Vasen ; Aitken/Moorey/Ucko 1971: vgl. zur Echtheit dieser Figuren.

Bibliographie:

Alon 1976a: 119f; Israeli/Tadmor et al. 1986: 65f, no. 16 (farbig); Tadmor 1986: 8; Stern 1993: II 457, 514; de Crée 1997: no. 51, pls. 13-14; Braun 1999: 226, II/2A-1; Keel/Schroer 2004: no. 7; Schroer/Keel 2005: 132f, Nr. 69.

DatensatzID:

33466

Permanenter Link:

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