Objekt:

 Palette, Schiefer, 22 x 19 cm.

Datierung:

 Prädynastisch (3000).

Herkunft:

 Kom el-Ahmar, aus dem Handel/Abydos (?), aus dem Handel.

Sammlung:

 Kairo, Ägyptisches Museum, JE 27434.

Darstellung:

 Die sog. Libyer- oder Städtepalette, von der nur das untere Drittel erhalten ist (vgl. Dreyer et al. 1998: 173ff; Baines 2003: 29-34), zeigt auf einer Seite Emblemtiere der göttlichen Mächte (Falke, Löwin, Skorpion, Falkenpaar), die mit einer Hacke Städte in kriegerischer Absicht zerstören (gegen Wildung 1981: 40, der die Hacke als Symbol der Städtegründung verstehen will). Im Innern der mit Türmen bewehrten Umfassungsmauern erkennt man Trümmer und Hieroglyphen, die Ortsnamen des Westdeltas wiedergeben. Die noch erkennbaren menschlichen Füße am oberen Rand des Fragments lassen darauf schließen, dass weiter oben das Abführen von Gefangenen dargestellt war. Auf der anderen Seite der Palette schreiten drei Reihen von Tieren über einer Baumgruppe einher. Es sind dieselben Tiere, die auch in Palästina/Israel in der FB-Zeit die Lebensgrundlage der Bevölkerung darstellen: Zackelschaf, Rind und Esel. Rechts unten neben den Bäumen ist der Gebietsname Tjehenu (Wurfholz und Landzeichen) vermerkt, der die Gegend vom Rande des Deltas westwärts, zeitweise bis nach Libyen bezeichnete, aus der Vieh, Öl und Früchte als Tribute eingetrieben wurden. Die beiden Seiten der Palette zeigen in einem kriegerischen Kontext zwei Hauptcharakteristika der FB-zeitlichen Kulturen des ganzen Orients, nämlich Großviehzucht und Landwirtschaft und die Bedeutung von befestigten Städten. Anders als in Mesopotamien war dem Stadtstaatenmodell in Ägypten geschichtlich kein Erfolg beschieden, es wurde schon früh durch Bemühungen um einen Territorialstaat verdrängt. Die Städtepalette ist ein Zeugnis der performativen Kunst einer Elite, für die «Stadt» und «Feind» eine Einheit bildeten, die zerstört werden musste. Auf dieser dunklen Hintergrundfolie konnte das Modell des von den Göttern gewollten Königtums über das ganze Land umso strahlender erscheinen.

Parallelen:

Quibell/Hayter 1927: 25 (und Frontspiz): die Eroberung einer Stadt in Unterägypten wird in einer Malerei im Grab des Kaemheset in Saqqara dargestellt, wobei die Hacke wiederum eindeutig als zerstörerisches Werkzeug eingesetzt wird; Smith 1946: 212, fig. 85: die Eroberung einer Stadt in Unterägypten wird in einer Malerei im Grab des Kaemheset in Saqqara dargestellt, wobei die Hacke wiederum eindeutig als zerstörerisches Werkzeug eingesetzt wird; Wolf 1957: Abb. 216: die Eroberung einer Stadt in Unterägypten wird in einer Malerei im Grab des Kaemheset in Saqqara dargestellt, wobei die Hacke wiederum eindeutig als zerstörerisches Werkzeug eingesetzt wird.

Bibliographie:

Capart 1905: 237f, Abb. 175-176; Porter/Moss/Málek 1937: 105, no. 6; Vandier 1952: I,1 590, fig. 388; Petrie 1953: pl. G19-20; Wolf 1957: 84, Abb. 47; Mellink/Filip 1974: no. 214:a-b; Saleh/Sourouzian 1986: Abb. 7:a-b, no. 7; Cialowicz 1991: 56f, no. 16, figs. 25; Baines 2003: 30f, fig. 1-2; Schroer/Keel 2005: 232f, Nr. 132.

DatensatzID:

33516
  

Permanenter Link:

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