Objekt:

 Rollsiegel, Chlorit, 16 x 16 mm.

Datierung:

 FB III (2700-2300).

Herkunft:

 Bab edh-Dhra, Locus 88.

Sammlung:

 Amman, Department of Antiquities.

Darstellung:

 An den ägyptischen Totenweltvorstellungen und den Themen ägyptischer Grabausstattung bestand in Palästina/Israel während der FB-Zeit offenbar kein Interesse, während Mesopotamien sie in der FD II–III reichlich rezipierte und adaptierte. Das Chloritsiegel mit der seltenen Totenmahlszene dürfte wohl auch ein Importstück aus Ägypten sein, denn Chlorit gab es in Palästina nicht (zuletzt Lapp 2003: 547-549). Eine Gestalt mit langen Haarbändern oder Zöpfen, wahrscheinlich eine Frau, sitzt auf einem niedrigen Hocker vor einem Tischchen. Hinter ihr laufen drei Tiere (Vogel, Capride, Canide?) in einer Reihe. Die engste Parallele ist ein Standardmotiv der beschrifteten ägyptischen Zylindersiegel der 1.–3. Dyn., das eine Verstorbene oder einen Verstorbenen vor einem Opfertisch mit Broten zeigt (Kaplony 1963: 177-354). In Ägypten dürften solche Siegel den Toten als eine Zusicherung ihrer Versorgung in das Grab mitgegeben worden sein. Totenmahlszenen gehören auch zu den wichtigsten Motiven der Grabausstattung des Alten Reiches (Schröer/Keel 2005: Nr. 147). Lapp 1989 vermutete, das Motiv sei von mesopotamischen Siegelbildern des Gemdet-Nasr-Stils beeinflusst, doch ist nach Kaelin 2004: Kap. 2.3 Ägypten der Motivspender. Während das Siegel und sein Thema in dieser Region singulär blieben, illustriert seine Präsenz in Jordanien doch, auf welchem Weg der von Kaelin 2004: Kap. 5 postulierte Ideenexport von Ägypten nach Mesopotamien vor sich gehen konnte.

Parallelen:

von der Osten 1934: no. 636; Kaplony 1964: Abb. 938-941, 1005-1013; Lapp 1989: 9-11: vgl.; Kaplony 1963: Abb. 497-552: zu den ägyptischen Parallelen.

Bibliographie:

Lapp 1989: 10, fig. 8 (no. 2823); Lapp 2003: 548, fig. 18, fig. 21; Schroer/Keel 2005: 250f, Nr. 146.

DatensatzID:

33530

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/33530