Objekt:

 Rollsiegel (schwach konkaver Zylinder), Hämatit (§ 357-360), 30 x 16,4 mm.

Datierung:

 Isin-Larsa-Zeit (1900-1850) (umgearbeitet zwischen 1830-1750) bzw. Frühe Altbabylonische Zeit (um 1850).

Herkunft:

 Sippar (?), Fundkontext unbekannt.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.80.

Darstellung:

 Adorationsszene, dreifigurig, axialsymmetrisch: Zwischen zwei fürbittenden Göttinnen mit langem Rückenband steht auf einem durch senkrechte Doppellinien in Felder gegliederten Podest eine Göttin in Vorderansicht. Ihre Füsse und die Rechte weisen nach links, die Linke ist am Körper angewinkelt. Sie trägt ein langes, glattes, mit Fransenborten verziertes Kleid und eine einfache, oben viereckig abgeschlossene Hörnerkrone. Auf ihre Schultern fällt beidseitig je eine Locke; links, auf einem gleich stilisierten, zweistufigen Podest ist ihr ein kleiner, kahler Mann im kurzen Schurz mit Eimer und Wedel/Trinkgefäss als Füllmotiv zugewendet, darüber liegt ein menschenköpfiger Stier, rechts von ihr eine Waage, darüber Sonnenscheibe mit einbeschriebenem Kreuz in der Mondsichel. Alle Göttinnen sind mit einer doppelten Halskette, die Fürbitterin links zusätzlich mit einem Armreifen geschmückt. Die Falbelgewänder der fürbittenden Göttinnen sind mit vertikalen Doppelstrichen stilisiert, die untereinander mit dünnen Querstrichen verbunden sind. Hinter der fürbittenden Göttin links Spuren eines Krummschwertes mit Löwenkopf über einem einen Stab haltenden, geflügelten Löwen (?); dreiteiliger, unten offener Legendenkasten; Standlinie.

Diskussion:

 Die Dreiergruppe und das glatte Kleid der frontalen Göttin mit viereckig überhöhter Hörnerkrone sind ohne Parallele. Die nur noch schwach erkennbaren Füllmotive längs des Legendenkastens sind Reste einer ursprünglich Isin-Larsa-/frühaltbabylonisch-zeitlichen Eingravierung; die Überarbeitung fand wohl im workshop II in Sippar statt, wo die senkrechte Strichelung der Falbelgewänder gepflegt wurde. Für das Krummschwert mit Löwenkopf s. Kell-Leu/Teissier 2004 Nr. 112.

Parallelen:

al-Gailani Werr 1988: Taf. 28:2-4, 29:7; al-Gailani Werr 1988: Taf. 27:1, 6, 7: Abrollung, Göttin im Falbelgewand - Sippar workshop I, Sîn-muballiṭ bis Samsu-iluna Jahr 10 ca. 1812-1739; Collon 1986a: 27, Nr. A. 9: ähnliches, von einem Gott getragenes Gewand; al-Gailani Werr 1988: Taf. 33:6: Beterin - Sippar workshop II; Voet 1991: Nr. 17, 19: glattes mit Fransen verziertes Kleid von frontaler Göttin mit Hörnerkrone getragen - Sippar, Nr. 17 Sîn-muballiṭ ca. 1812-1793; al-Gailani Werr 1988: Taf. 28:5: Gottheit - Sippar workshop I; Klengel-Brandt 1989: Nr. 15c: Göttin im Falbelgewand, Hörnerkrone ohne viereckigen Aufsatz, jedoch identische Stilisierung der Falbelgewänder - Sippar(?), Sîn-muballiṭ ca. 1812-1793; Buchanan 1981: Nr. 803A: Göttin in Vorderansicht mit fürbittender Göttin, Göttin im Falbelgewand - Samsu-iluna Jahr 2 ca. 1747; al-Gailani Werr 1988: Taf. 27:3: menschengesichtiger Stier als Füllmotiv - letzte Taf. Ḫammu-rāpi Jahr 2 ca. 1790; Klengel-Brandt 1989: Nr. 18: menschengesichtiger Stier als Füllmotiv - Sîn-muballiṭ.

Bibliographie:

Keel-Leu/Teissier 2004: 119f, Nr. 125; Wiese 2011: 118, Nr. 32.

DatensatzID:

357

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/357