Objekt:

 Rollsiegel, Marmor, 46 x 17,4 mm.

Datierung:

 Mittelassyrische Zeit-Neuassyrische Zeit (1100-900).

Herkunft:

 Assyrien.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1992.9; Ex-Sammlung Colville.

Darstellung:

 Tierkampf, zweifigurig: Ein nach rechts gerichteter, mit fezartiger Mütze und kurzem Schurz mit Trotteln bekleideter, bärtiger Held hält in der nach hinten erhobenen Rechten einen Dolch („schlagende Haltung“) und in der Linken ein unregelmässig ovales Gebilde, wohl ein kleiner Schild; vor ihm ein Strauss mit ausgebreiteten und für einen Strauss prachtvoll ausgebildeten Schwingen; zwölfstrahliger Stern und Mondsichel im oberen Bildfeld, zwei kleine Ovale unter dem Strauss; Randleiste.

Diskussion:

 In den angeführten Beispielen von Collon 1998a hält der Held ein Ei in der nach vorne gehaltenen Hand. Auf unserem Stück, ihrer Nr. 1, sieht sie das Ei über dem Schild. Bei genauem Besehen des Originals erweist sich aber der rundliche Fortsatz auf dem Schild eindeutig als Beschädigung. Die zwei kleinen Ovale zwischen den Beinen des Strausses mögen aufgrund der Parallelen tatsächlich Eier sein. Collon beschreibt zwar den Stil unseres Siegels als mittelassyrisch, möchte es aber der fezartigen Kopfbedeckung und der Musterung des Gewandes wegen ins 8. Jh. datieren. Deutlich ist die fezartige Kopfbedeckung ohne Spitze auf dem Büchsendeckelfragment aus der zeitlichen Nähe Tukultī-Ninurtas I. (1244-1208) und auf dem ins 11./10. Jh. datierten weissen Obelisk zu erkennen, s. Moortgat 1967: Taf. 244; Börker-Klähn 1982: Taf. 132 a-d. — Der sonnenähnlich gestaltete Stern ist ungewöhnlich. — Mayer-Opificius, Brief 3.3.1993, zweifelt an der Echtheit des Stückes. Ihr missfällt der ovale Gegenstand in der Hand des Helden, sowie die Gestaltung seines Rockes, bei dem die Karos nicht gleichmässig mit einem Punkt in der Mitte gezeichnet sind. Als Datierung schlägt sie das 10./9. Jh. vor.

Parallelen:

Wittmann 1992: Nr. 28, 34; Collon 1998: Nr. 5, 6-10; Matthews 1990: Nr. 365: = Bleibtreu 1981: Nr. 91; Bleibtreu 1981: Nr. 91: = Matthews 1990: Nr. 365 spätmittelassyrisch, Haltung des Helden, gleicher ovaler Gegenstand in seiner Linken - „neuassyrisch 10. Jh. oder etwas älter“; Moortgat 1944: Nr. 46: fezartige Kopfbedeckung, Verehrungsszene - Assur, mittelassyrisch 12. Jh.; Hrouda 1962: Taf. 24:19: fezartige Kopfbedeckung, schlagende Haltung - Tell Ḥalaf, „neuassyrisch“; Wittmann 1992: Nr. 19: fezartige Kopfbedeckung - „Isin II 11./10. Jh.“; von der Osten 1957: Nr. 319: Kampf mit Strauss in linearer Technik; Parker 1962: 32, Taf. 14:2: Kampf mit Strauss in linearer Technik, neuassyrisch mit mittelassyrischen Elementen (Held ein Ei? haltend) - Nimrūd; Teissier 1984: Nr. 151: Kampf mit Strauss in linearer Technik; Collon 2001b: Nr. 322: Kampf mit Strauss in linearer Technik; Israel Museum 1965: Taf. 2h: mittelassyrisches Siegel, kurzer, in rechteckige Felder gegliederter Rock mit Troddeln, die Kopfbedeckung einmal spitz, einmal eine Federkrone, schlagende Haltung des Helden; Matthews 1990: Nr. 443: mittelassyrisches Siegel, kurzer, in rechteckige Felder gegliederter Rock mit Troddeln, die Kopfbedeckung einmal spitz, einmal eine Federkrone, schlagende Haltung des Helden; Porada 1948: Nr. 606: Punktverzierung auf langem Rock, Straussenjagd - mittelassyrisch; Wittmann 1992: Nr. 22: Punktverzierung auf langem Rock, Straussenjagd, schlagende Haltung, Nr. 22 auf kurzem Rock - „neubabylonisch 11./10. Jh.“; Collon 1998a: Nr. 2: weitere Beispiele in anderen Techniken - „8th-6th c.“.

Bibliographie:

Christie’s 1992: 26, lot 57; Keel/Uehlinger 1996: 154, Abb. 177; Collon 1998a: 27, no. 1; Keel-Leu/Teissier 2004: 169f, Nr. 159.

DatensatzID:

438
  

Permanenter Link:

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