Objekt:

 Stempelsiegel, Enstatit (§ 386-390), 1,3 x 1,1 x 1,9 mm.

Datierung:

 9. Dyn. (2160-2080).

Herkunft:

 Ägypten.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄS 1990.43.

Darstellung:

 Auf der Basis des Siegelamuletts sind zwei liegende, tête-bêche angeordnete Löwen eingraviert. Die Form des Siegels bestimmen zwei Rücken an Rücken sitzende Frauen. Sie haben das rechte Bein untergeschlagen, das linke angewinkelt und im Schoß ein Kind, das sie stillen.

Diskussion:

 Stillende Frauen sind als Siegelform mindestens 48mal belegt. Davon sind ungefähr ein Drittel Doppelfiguren, die den positiven Einfluss des Bildes in zwei Richtungen wirken lassen. «Auch kleinformatige, rundplastische Werke aus Kalkstein und Bronze aus der 12./13. Dynastie geben diesen doch eher seltenen Typus der kauernden Mutter mit ihrem Kind wieder» (Wiese 1996: 72). Sie wurden sowohl als Amulette in Häusern und Gräbern wie als Votivgaben in Tempeln gefunden (Dubiel 2004: 173-180 Abb.3,1-2) und repräsentieren die Bitte um ein Kind oder den Wunsch für das Gedeihen von Mutter und Kind. Die Herstellung von Stempelsiegelamuletten in beträchtlichem Umfang setzte im pharaonischen Ägypten erst im Laufe der 6. Dynastie ein. Am Anfang standen abstrakte stereometrische Formen und nicht etwa die später so populären Skarabäen. Entgegen früheren Annahmen kamen die verschiedenen stereometrischen Formen aber gleichzeitig auf, pyramidenförmige Siegelamulette und runde Platten mit einem Griff in Form einer Leiste oder einer Öse. Die Basisdekoration zeigt vor allem einzelne Tiere; beliebt war aber auch von Anfang an der Hathorkopf. Der Gebrauch von Siegelamuletten setzt im Gegensatz zu vielen anderen Phänomenen (z. B. den Totentexten) nicht am Königshof ein. Diese Siegelamulette waren eine Art Initiative von unten. Die ältesten stammen aus Kinder- und Frauengräbern in Mittelägypten, also aus der Provinz (Dubiel 2004: 156-165). Sie sind aber nicht für die Verstorbenen hergestellt worden, sondern wurden von ihnen schon zu Lebzeiten getragen und ins Grab mitgegeben.

Parallelen:

Romano 1992; Wenig 1969: 20: Berlin; Wenig 1969: 16: Brooklyn; Wenig 1969: 26: Brooklyn und New York; Wiese 1996: Taf. 52f:1055-1058, 1061-1062, 107: zu den beiden Müttern; Wiese 1996: Taf. 20f:396-425: zur Basis.

Bibliographie:

Herzer 1960: Nr. 71; Billen 1983: Nr. 81; Wiese 1996: 71f, Taf. 20:419, 79:419; Keel/Schroer 2004: 80f, Nr. 35.

DatensatzID:

763

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=763