Objekt:

 Idol, Ton, 87 x 59 x 26 mm.

Datierung:

 Späthelladisch IIIB-Späthelladisch IIIC (1250-1150).

Herkunft:

 Griechenland (südlich).

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VFig 1995.8.

Darstellung:

 Die weibliche Pfeilerfigur läuft unten in eine runde, konkave Basis aus. Der Hals ist die Fortsetzung des Körpers und geht ohne Trennung in den Kopf über, der ziemlich langgestreckt ist und mit einer runden, ausladenden, polosartigen, konkaven Kopfbedeckung endet. Das Gesicht ist nur angedeutet, die ziemlich stark vorspringende Nase ist lediglich durch Eindrücken der weichen Tonmasse aus dem Gesicht herausmodelliert. Die Brüste bestehen aus zwei runden, plastisch auf den Körper aufgesetzten Tonkugeln. Die in einer Spitze endenden ausgebreiteten Arme wenden sich in die Höhe. Dieses Exemplar gehört zum Ψ-Typus (French 1971: 128f); es weist aber einige Besonderheiten auf, wie z. B. eine höhere Gürtellinie. Die Arme sind mit mehreren Streifen verziert und die Brustpartie ist nur von einer mittleren senkrechten Linie geteilt. Daher gehört diese Statuette zu Frenchs Untergruppe «The High-Waisted-Ψ-Type – Late Ψ-Type, A-B» (French 1971: 128f). Allgemein stammt diese Ψ-Gruppe von dem vorher behandelten Φ-Typus ab und stellt das Resultat einer langen inneren Entwicklung der mykenischen Kleinplastik dar (French 1971: 109).

Diskussion:

 Die Statuetten vom Φ- und Ψ-Typ stammen hauptsächlich aus zwei archäologischen Fundkontexten: Privathäusern und Gräbern. Einige Stücke könnten aus Hausschreinen und Votivdepots kommen, aber diese sakralen Kontexte sind nicht eindeutig. Da die Figuren hauptsächlich in Kindergräbern gefunden wurden, hat man den Φ-Typus als göttliche Pflegerin und den Ψ-Typus als eine segnende Gottheit identifiziert. Diese Figürchen sollten mit den Tierfiguren, mit denen zusammen sie gefunden wurden, die Kinder während ihrer Reise in die Unterwelt begleiten und schützen. Eine profane Deutung als Spielzeuge ist nicht ganz auszuschliessen. Ulrich Hübner (1992b: 92-97) führt Gründe dafür an, dass ein- und dasselbe Objekt als Göttinnendarstellung und als Spielzeug dienen konnte.

Parallelen:

Robinson 1950: pl. 7:9; French 1971: 128-131, pls. 16:a-b, 19c, 20a:263, 20c:292; Hachmann 1983: 77, Abb. 43; Grant 1934: pl. B (oben gegenüber von S. 38): Bruchstücke von einer ganzen Anzahl von Exemplaren des Ψ-Typs sind in Palästina aufgetaucht, so in Bet Schemesch; Schmitt 1999: 644, 649, Nr. 2, 6-7: Bruchstücke von einer ganzen Anzahl von Exemplaren des Ψ-Typs sind in Palästina aufgetaucht, so in Aschdod und Ekron; Hamilton 1935: 54, Nr. 314: Bruckstücke von einer ganzen Anzahl von Exemplaren des Ψ-Typs sind in Palästina aufgetaucht, so auf dem Tell Abu Hawam; vergleiche auch: mykenischer Stil; Hamilton 1935: 31, Nr. 177: vom Tell Abu Hawam stammt ein Exemplar des Ψ-Typs mit hoher Taille, das dem vorliegenden Stück nahe steht.

Bibliographie:

Keel 2003a: Nr. II:17; Keel/Schroer 2004: 142f, Nr. 114; Ramseyer et al. 2004: 55 (Figur rechts); Keel 2008: 57, Nr. 61.

DatensatzID:

816

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/816