Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Steatit, 15 x 11,1 x 6 mm.

Datierung:

 18. Dyn.-19. Dyn. (1530-1190) (wahrscheinlich 18. Dynastie, 1530-1292, die Form des Skarabäus ist noch hyksoszeitlich, das Motiv findet sich auf den blauen Hathorschalen, die für die 18. Dynastie typisch sind) oder 19. Dyn. (1292-1186) (Schroer 2011).

Herkunft:

 Ägypten, aus dem Handel.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄS 1983.3149; Ex-Sammlung Matouk.

Darstellung:

 Auf der Basis des Skarabäus ist eine Gazelle [ergänzter Text von Schroer 2011: ... oder Hirschkuh] zu sehen, die ihr Junges säugt. Sie ist aufgrund der leicht S-förmig geschwungenen Hörner sicher als solche zu identifizieren. Das Junge trägt entgegen jedem Realismus fast körperlange gebogene Hörner, wie sie für erwachsene ziegenartige Tiere und gewisse Antilopenarten typisch sind. [Ergänzter Text von Schroer 2011: Schutz und Sorge einer mütterlichen Gottheit dürfte auch dieses Motiv dem Träger oder der Trägerin zugesprochen haben. ... Das säugende Muttertier repräsentiert die numinosen fürsorgenden Mächte, die das Leben in Empfang nehmen, erhalten und bis zum Tod bewahren. In Ägypten erscheint der Skorpion als Attributtier der Geburts- und Muttergöttin Selket. Da er über dem Muttertier auf einem Parallelstück (siehe unten) durch eine Eidechse ersetzt ist, die im Ägyptischen die Fülle (ʿš) bezeichnet, könnte er in diesem Sinn zu verstehen sein. Wahrscheinlicher ist aber ein Bezug zur Hathor].

Diskussion:

 Hörner waren dem ganzen alten Orient als Symbole der Virilität und der Kraft so wichtig, dass man sie oft auch dort anbrachte, wo sie – realistisch betrachtet – fehl am Platz waren (vgl. die Hirsche auf Keel/Staubli 2001: Kat. 4). Säugende Gazellen und Capriden finden sich mehrmals auf den blauen Faienceschalen, die als Votivgaben in Hathorheiligtümer geweiht wurden. Die Kombination von säugendem Muttertier und Skorpion ist vorderasiatisch und nicht ägyptisch (vgl. Keek/Staubli 2001: Kat. 6). Othmar Keel.

Parallelen:

Lanzone 1886: tav. 84:29: = Keel 1980a: 88, Abb. 49c; Keel 1980a: 87f, Abb. 49-49c: = Lanzone 1886: rav. 84:29; Leclant 1974: 148, fig. 1: ein Stück aus einem zyprischen Grab des 13. Jh. zeigt eine Eidechse über dem säugenden Muttertier; Pinch 1993: 311f: zur Datierung der Hathorschalen (‹Nunschalen›).

Bibliographie:

Matouk 1977: 113, 387, no. 737; Keel 1980a: 88f, Abb. 49d; Keel/Uehlinger 1990: 82, Abb. 108; Schroer/Staubli 1993: 67, Abb. 4 (unten rechts); Keel/Staubli 2001: 51, Nr. 33; Schroer 2011: 224f, Nr. 757.

DatensatzID:

9171

Permanenter Link:

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