Objekt:

 Ibisfigurine, Bronze, 12,8 x 3,9 x 13,5 cm.

Datierung:

 Spätzeit (2. Hälfte 1. Jt.).

Herkunft:

 Ägypten.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄFig 1998.6.

Darstellung:

 Plastisch hervorgehoben ist einzig der schön modellierte Vogelschädel mit den deutlich markierten Augen sowie dem langen, leicht gebogenen und realistisch gegliederten Schnabel. Die Kopfpartie und der Vogelleib bilden eine Gusseinheit. Die beiden Beine in Schrittstellung und der Vogelkörper, zwar beide antik, sind mit grösster Wahrscheinlichkeit erst neuzeitlich zusammengefügt worden. Die Federn am Hinterleib, die bereits am Gussmodell ausgearbeitet worden sind, lassen sich nurmehr schwach erkennen. Die Gelenke der Beine und die Krallen an den langen Zehen der Vogelfüsse sind ihrerseits plastisch hervorgehoben.

Diskussion:

 Der Ibis und der Pavian sind heilige Tiere des Thot, Gott der Weisheit und der Schreibkunst. Die Erscheinungsform in Gestalt eines Ibis kennt zwei kanonische Typen: den hockenden und den schreitenden Ibis. Die häufigste Wiedergabe – abgesehen von der reinen Tiergestalt – zeigt Thot in Mischgestalt mit einem männlichen Menschenkörper und einem Ibiskopf. Der Mondgott Thot stand an der Spitze der acht Urgötter (sog. Achtheit) von Hermopolis magna. Aufgrund seines komplexen Wesens und vielzähligen Verbindungen mit anderen ägyptischen Gottheiten ist Thot nebst dem hermopolitanischen Hauptkultort in zahlreichen religiösen Zentren kultische Verehrung zuteil geworden. In seiner Eigenschaft als Heilgott und Götterbote wurde Thot von den Griechen mit Hermes gleichgesetzt und in Orakeln befragt. Mit der Widmung solcher reichlich erhaltenen Bronzefiguren von Ibissen priesen die Stifter die Weisheit des Thot oder riefen ihn um seine Unterstützung an. Madeleine Page Gasser.

Parallelen:

Page Gasser/Wiese 1997a: 250-253, Nr. 165-167.

Bibliographie:

Keel/Staubli 2001: 87f, Nr. 85.

DatensatzID:

9805

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/9805