Objekt:

 Figurine, Bronze, 46 x 27 mm.

Datierung:

 Spätzeit (2. Hälfte 1. Jt.).

Herkunft:

 Ägypten.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄFig 1983.9; Ex-Sammlung Matouk, 2567.

Darstellung:

 Dieser Falkenkopf war Bestandteil eines Räucherarmes, der als Kultgerät für das Weihrauchopfer in Gebrauch war. Der Gusskern wurde, soweit es die Abwinkelung des Falkenkopfes erlaubte, entfernt. Somit konnte der quadratische Fortsatz an den mit einem Bronzeblech verkleideten Holzstiel angezapft werden. Die differenzierte Modellierung des Falkenkopfes lässt die runden Tieraugen und den gebogenen Schnabel klar erkennen. Den Darstellungen von Mischgestalten entsprechend, ist der Tierkopf vor eine dreiteilige Perücke gesetzt, deren Strähnen lediglich an der rechten Seite zu erkennen sind.

Diskussion:

 Der Falkenkopf diente nicht allein als dekoratives und symbolträchtiges Abschlusselement, sondern auch funktional als Gegengewicht zum Ausbalancieren des zuweilen doch recht langen Räucherarmes und seines schweren, mit Holzkohle und wertvollen Essenzen versehenen Napfes auf der Innenfläche der Hand. Das Verbrennen von Räucherwerk war in der altägyptischen Kultur von grosser Bedeutung und erstreckte sich über den kultischen, magischen, medizinischen und hygienischen Bereich. Die auf glühende Holzkohle gelegten Materialien (Terebinthen-Harze, Olibanum, Ladanum, Galbanum, Styrax), die in einem eigens gefertigten Becken oder Napf gesammelt waren, gaben beim Zerschmelzen ihre wohlriechenden Düfte frei. Seit dem Neuen Reich wurden die bis dahin verwendeten schlichten Becken und Näpfe aus Kupferlegierungen auf einen besonderen Halter gestellt, der in seiner Formgebung einen menschlichen Arm mit ausgestreckter und geöffneter Hand imitierte. Der leicht transportable, in drei Elemente gegliederte Räucherarm bestand aus einer Hand mit Räuchergefäss, einem Arm resp. Stiel mit appliziertem Weihrauchbehälter und einem abschliessenden angewinkelten Falkenkopf. Der eigentliche Räuchernapf ruhte auf der geöffneten, nach oben gedrehten Handfläche. Auf der Innenseite des Vorderarmes war ein weiteres kleines Schälchen befestigt, dem man die Weihrauchkörner entnehmen konnte, die während der Räucherung in die Schale gelegt wurden. Weihrauch wurde als die göttliche Essenz schlechthin angesehen – speziell eng war die Verbindung des Weihrauches mit Horus. Das Olibanum, ein zur Räucherung benutztes Harz, wurde als «Träne des göttlichen Auges», «Gottesauge» und «Horusauge» bezeichnet. Diese besondere Beziehung zwischen Weihrauch und dem Gott Horus findet Ausdruck im Motiv des Räucherarmabschlusses – eines nach vorne gewandten Falkenkopfes. Madeleine Page Gasser.

Bibliographie:

Keel/Staubli 2001: 90f, Nr. 92; Page Gasser 2001: Nr. 37 (Literaturangabe).

DatensatzID:

9808

Permanenter Link:

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