Objekt:

 Relief, 15 m.

Datierung:

 späte Uruk-Zeit-Gemdet-Nasr-Zeit (3100-2900).

Herkunft:

 Uruk, Schatzfund aus Schicht III, W 14873.

Sammlung:

 Bagdad, Iraq Museum, IM 19606.

Darstellung:

 In drei Bildregistern wird auf der sog. Uruk-Vase (Winter 1983) eine Prozession zur Göttin Inanna [ergänzter Text von Keel 1984a: ... der Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, von der das Leben ausgeht und der es auf diesem Bildstreifen gleichsam wieder zuströmt (vgl. Keel 1984a: Nr. 180, 187, 192, 442-443)] dargestellt. Zuunterst deuten Wellenlinien Wasser an. Darüber ist eine Prozession von Schafen und Widdern dargestellt, die über einem Band mit Gerstenähren und anderen Pflanzen, vielleicht Palmschösslingen, und einem Fluss einherschreiten. Im mittleren Register trägt ein Zug nackter Kultteilnehmer in Schalen und Gefäßen Gaben zur Göttin (zu den Gaben für die Göttin nach Textzeugnissen aus Uruk vgl. Szarzyńska 1993). Oben steht die Göttin (oder ihre Priesterin) mit grüßendem Gestus vor zwei Schilfringbündeln. Ein nackter Mann (Priester) bringt ein mit Ähren und Früchten gefülltes Gefäß. Hinter ihm schreitet (nur noch bruchstückhaft erhalten) der Mann im Netzrock, der Herrscher (en) von Uruk. Den schweren Gürtel seines herrscherlichen Gewandes trägt ein Diener. Rechts neben den beiden Schilfringbündeln ist der Tempelbereich angedeutet, wo undekorierte, gefüllte Gefäße, teilweise der Uruk-Vase sehr ähnlich, und kunstvolle Gefäße in Tierform (Zackelschaf, Löwen mit Einfüllöffnung am Rücken und Stierkopf) stehen. Auf der Skulptur zweier Widder finden sich ein Aufbau mit dem Schilfringbündel der Göttin und zwei verehrende Gestalten, von denen die vordere ein Schriftzeichen hält. Sämtliche Errungenschaften und Grundlagen der Kultur (Ackerbau, Obstbau, Viehzucht) sowie ihre Hauptrepräsentanten unterstehen dem Schutz der Göttin, von der das Leben ausgeht und der es gleichsam wieder zuströmt. Interessant ist, dass die soziale Rangordnung als natürliche dargestellt wird, indem Pflanzen, Tiere, nackte Diener und bekleidete WürdenträgerInnen in dieselbe Herrschaftspyramide eingezeichnet sind. Das Bild hat ohne Zweifel performativen, nicht narrativen Charakter. Dazu gehört auch die Selbstreferenz des im Bild dargestellten Bildes, der hohen Vase im Tempelbereich. Bahrani (Bahrani 2001: 134-140; Bahrani 2002) will die Darstellungen auf der Uruk-Vase erneut mit der «heiligen Hochzeit», die textlich frühestens für die FD-Zeit bezeugt ist, in Zusammenhang bringen. Assante 2003 hingegen hat die Vorstellungen von einer rituell vollzogenen Vereinigung als Phantasiegeburt der puritanischen Moral des 19. Jh. abgetan. Dass der Netzrock des en die höfische Modifikation der kultischen Nacktheit sein soll (Wilhelm 2001), überzeugt nicht, da das Gewand in sehr verschiedenen Zusammenhängen vorkommt und männliche Nacktheit eine den Kult weit überschreitende Bedeutung hatte (Asher-Greve 1998: 18ff).

Parallelen:

Moortgat 1967: pl. A6: ein Rollsiegel der späten Uruk/Gemdet-Nasr-Zeit (3200–3000) zeigt den en und einen Begleiter in kurzem Rock mit einem Gefäß bzw. einem Zicklein als Opfergabe. Sie schreiten auf zwei Schilfringbündel, Symbole der Göttin Inanna, zu, vor denen als weitere Gaben gefüllte Gefäße und ein Hornträger abgebildet sind; Orthmann 1975: no. 126b: ein Rollsiegel der späten Uruk/Gemdet-Nasr-Zeit (3200–3000) zeigt den en und einen Begleiter in kurzem Rock mit einem Gefäß bzw. einem Zicklein als Opfergabe. Sie schreiten auf zwei Schilfringbündel, Symbole der Göttin Inanna, zu, vor denen als weitere Gaben gefüllte Gefäße und ein Hornträger abgebildet sind; Amiet 1980: no. 643, pl. 44: ein Rollsiegel der späten Uruk/Gemdet-Nasr-Zeit (3200–3000) zeigt den en und einen Begleiter in kurzem Rock mit einem Gefäß bzw. einem Zicklein als Opfergabe. Sie schreiten auf zwei Schilfringbündel, Symbole der Göttin Inanna, zu, vor denen als weitere Gaben gefüllte Gefäße und ein Hornträger abgebildet sind; Amiet 1980: no. 823, pl. 61: ein weiteres Siegel aus Ur; Amiet 1980: nos. 652-653, 654: podestartige Gebilde und Schilfringbündel auf Stier oder Panther finden sich auf Rollsiegeln mehrfach als Repräsentationen der Göttin; Schmandt-Besserat 1993: 216f (bes.): vgl. zum Herrscher als Gabenbringer; Boehmer 1999: pls. 1-7, 97-99: weitere Gabenbringerszenen auf Siegelabrollungen aus Uruk.

Bibliographie:

Heinrich 1936: 15-17, pls. 2-3, pls. 38; Pritchard 1954: no. 502; Schmökel 1955: Taf. 10; Parrot 1962: Abb. 87-90; Strommenger/Hirmer 1962: pls. 19-22; Goff 1963: fig. 286; Moortgat 1967: pls. 19-21; Orthmann 1975: no. 69:a-b; Keel 1984a: Nr. 62; Lindemeyer/Lutz 1993: pl. 25; Schroer/Keel 2005: 290f, Nr. 192.

DatensatzID:

33569

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