Objekt:

 Stabaufsatz, Bronze, 17,5 mm.

Datierung:

 26. Dyn.-30. Dyn. (664-343).

Herkunft:

 Ägypten.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄFig 2000.9; Ex-Sammlung Joseph Pierre.

Darstellung:

 Die Tülle dieses Aufsatzes, die zum Aufstecken auf einen Holzstab gedient hat, ist in Form eines Papyrusstengels gestaltet. Ihr unterer Rand endet in zwei sich plastisch absetzenden Wülsten. Unterhalb des Kapitells sind drei erhabene Zierbänder zu erkennen. Auf der ausladenden Dolde erhebt sich eine Speikobra mit sich hochwindendem Leib, deren spitz auslaufender Schwanz sich über die Dolde legt. Der geblähte Schild, auf dem lediglich die Halswirbel summarisch gekennzeichnet sind, ist bedrohlich aufgerichtet. Der vorspringende Kopf mit ausgebildeten Augenwülsten, Schnauze und Maul ist plastisch modelliert. Bekrönt wird das Haupt des Reptils von einer Atefkrone mit Sonnenscheibe.

Diskussion:

 Dieses Bronzewerk diente als Abschluss eines Stabes resp. Szepters oder einer Standarte. Die natürliche Formgebung des Papyrusstengels eignete sich bestens für die ornamentale Gestaltung eines Aufsatzes. Der Stab als solcher diente primär als simpler Gebrauchsgegenstand – als Stütze. Zu dieser rein praktischen Funktion reihten sich weitere Aspekte mit symbolischem und religiösem Gehalt. Zu Lebzeiten des Stabträgers konnte er Abzeichen der Macht, Würde und Ehre sein. Als Insignie der Macht spielte der Stab – nunmehr ein Szepter im Bereich der weltlichen und göttlichen Herrscherideologie eine wichtige Rolle. Seit frühester Zeit wurden bei offiziellen Prozessionen Kultobjekte wie z. B. Standarten, d. h. Stäbe mit einem allfälligen Emblem, mitgeführt. Im Rahmen von religiösen Zeremonien konnte in Begleitung der Götterbarke ein sog. Gottesstab mitgetragen werden, der mit dem Kopf der jeweiligen Gottheit bzw. mit dem ihrer heiligen Tiere (vgl. Keel/Staubli 2001: Kat. 76, 77) versehen war. Die ägyptische Bezeichnung der Speikobra, j˓rt (griech. oujrai`oı, abgeleitet von wrrjt; lat. uræus), lautet «die sich Aufrichtende; die sich Aufbäumende» und basiert auf der für diese hochgefährliche Schlange kennzeichnenden Eigenschaft, sich im Erregungszustand aufzurichten, um ihr Gift mehrere Meter weit auszuspeien. Seit frühester Zeit ist die Speikobra mit der Schlangengöttin Uto in Verbindung gebracht worden, deren Ursprungs- und Hauptkultort sich in der im Delta liegenden Stadt Buto befand. Der Name Uto kann als «die Papyrusfarbene» resp. «die Grüne» (wadjet) übersetzt werden. Als Pendant zur oberägyptischen Geiergöttin Nechbet verkörperte Uto den unterägyptischen Landesteil. Als Symbol dieser Landeshälfte ist sie an den Kronen der Götter und Könige anzutreffen und nimmt in dieser Stellung zusätzlich die Funktion eines apotropäischen Stirnschmuckes wahr. Die Schlange sollte den Träger des Abbildes schützen, indem sie seine Feinde abwehrte oder gar vernichtete. Madeleine Page Gasser.

Parallelen:

Page Gasser 2001: Nr. 32: Literaturangabe.

Bibliographie:

Cahn 2000: 101f, Nr. 356; Keel/Staubli 2001: 70, Nr. 61; Page Gasser 2001: 133ff, Nr. 32; Keel et al. 2007: 23, Nr. 6; Keel 2010b: 226f, Nr. 2:3.

DatensatzID:

9798

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=9798