Objekt:

 Tafel (GGG als Objekttyp Plakette), Elfenbein, 26 x 6 x 1,5 cm.

Datierung:

 1250-1150 bzw. Mitte SB IIA-SB IIB (1350-1150) (Schroer 2011) bzw. SB IIB (1300-1130) oder etwas früher (Keel/Uehlinger 1992).

Herkunft:

 Megiddo, Hortfund im Areal AA, Stratum VIIA, b 2005; SB IIB (1200-1130) (Keel/Uehlinger 1992).

Sammlung:

 Jerusalem, Rockefeller Museum, IAA 38.780.

Darstellung:

 Die siegreiche Heimkehr eines Stadtfürsten aus dem Krieg ist auf dieser bekannten Elfenbeinplakette aus Megiddo dargestellt. Der Sieger, bekleidet mit einem gemusterten Gewand, steht in einem von zwei Pferden gezogenen Wagen. Er hält die Zügel und eine Peitsche in den Händen. Die Waffen, u.a. eine Lanze, stecken in Köchern an der Wagenwand. Die geflügelte Sonnenscheibe über den Pferden erinnert nicht nur an den ägyptischen Ursprung und die Beliebtheit solcher Szenen unter Ramses III., sondern lässt den Sieger von der Gottheit gesegnet erscheinen. Ein Mann mit einem Krummschwert, vielleicht dem symbolischen Siegesschwert, in der Hand begleitet den Wagen. Zwei nackte Gefangene laufen vor dem Wagen her, sie sind mit Stricken an die Pferde angebunden. Der Bart und die hochgebundene Frisur weisen sie als Schasu-Nomaden aus (Giveon 1971: 201f; Staubli 1991: 64). Ein bärtiger Krieger im kurzen Rock mit einer Lanze in der einen und einem Rundschild in der anderen Hand führt den Zug an (Schroer 2011: Nr. 946). Die links folgende Szene, die durch drei Pflanzenelemente abgesetzt wird, zeigt die Siegesfeier desselben Fürsten nach seiner Rückkehr. Er thront nun auf einem großen Kerubenthron (Schroer 2011: Nr. 948) und trinkt aus einer Schale den Siegestrunk (vgl. zu diesem Siegerbankett Ziffer 2005: 150-154). Dieser wird ihm offenbar von der vor ihm stehenden Fürstin dargeboten. Sie ist erkennbar am hohen Polos und einem besonders kostbaren Gewand (Schroer 2011: Nr. 952, 954). Zusammen mit der Siegesschale überreicht sie dem Fürsten eine Lotosblüte und bedient ihn mit einem Handtuch. Eine Musikerin im langen Gewand spielt zum festlichen Anlass die Leier (Schroer 2011: Nr. 953). Diener füllen aus einem großen Mischkrug Getränke nach. Auf einem Gestell über dem Mischkrug stehen zwei Becher in Tierkopfform, ein Gazellen- und ein Löwenkopfgefäß (Schroer 2011: Nr. 951). Botenvögel fliegen auf und verkünden die Siegesnachricht. Der Brauch, Vögel als Siegesboten auszusenden, stammt aus Ägypten (Schroer 2011: Nr. 622; Keel 1977b). Die ganze Szene weist auf eine schon fortgeschrittene Funktionalisierung sogar hochstehender Frauen innerhalb der patriarchalen Herrschaftsordnung hin.

Parallelen:

Schaeffer 1956: 165, fig. 118: Ein Bruchstück eines Alabastergefäßes aus Ugarit zeigt König Niqmaddu, den in ägyptischer Manier und Aufmachung eine Haremsdame mit Salböl bedient, zwischen beiden steht auf einem Tischchen ein Stierkopfrhyton; Smith 1965a: Abb. 43: Ein Bruchstück eines Alabastergefäßes aus Ugarit zeigt König Niqmaddu, den in ägyptischer Manier und Aufmachung eine Haremsdame mit Salböl bedient, zwischen beiden steht auf einem Tischchen ein Stierkopfrhyton; Zevulun 1987: 100, fig. 10: Ein Bruchstück eines Alabastergefäßes aus Ugarit zeigt König Niqmaddu, den in ägyptischer Manier und Aufmachung eine Haremsdame mit Salböl bedient, zwischen beiden steht auf einem Tischchen ein Stierkopfrhyton; Keel 2007a: Abb. 135: Ein Bruchstück eines Alabastergefäßes aus Ugarit zeigt König Niqmaddu, den in ägyptischer Manier und Aufmachung eine Haremsdame mit Salböl bedient, zwischen beiden steht auf einem Tischchen ein Stierkopfrhyton; Loud 1939: pl. 62:378: eine Fürstin, die einem Thronenden eine Blüte reicht, ist auf einem fragmentarischen Elfenbein aus Megiddo zu sehen; Petrie 1930: pl. 55, 55, 55, 55: In stark ägyptisierendem Stil ist eine sehr ähnliche Szenerie auf einem Elfenbein vom Tell el-Far˓a Süd dargestellt. Der auf einem Klappsessel thronende Fürst mit Schale und Lotosblüte in den Händen wird von einer Fürstin bedient, die ihm eine Blüte und ein Krüglein reicht. Ein nackter Tänzer oder eine Tänzerin und ein Flötenspieler sorgen für die musikalische Unterhaltung. Die Nebenszenen stellen das Leben und die Jagd in den Sümpfen dar; Keel/Uehlinger 1992: Abb. 68:a-b: In stark ägyptisierendem Stil ist eine sehr ähnliche Szenerie auf einem Elfenbein vom Tell el-Far˓a Süd dargestellt. Der auf einem Klappsessel thronende Fürst mit Schale und Lotosblüte in den Händen wird von einer Fürstin bedient, die ihm eine Blüte und ein Krüglein reicht. Ein nackter Tänzer oder eine Tänzerin und ein Flötenspieler sorgen für die musikalische Unterhaltung. Die Nebenszenen stellen das Leben und die Jagd in den Sümpfen dar; Sweeney 1998: 39, figs. 1-2: zum Relieffragment aus Bet-Schean mit einem Mann auf einem ägyptischen Klappstuhl.

Bibliographie:

Loud 1939: pl. 4:2a-b; Dussaud 1949: 89f; Pritchard 1954: Frontispiz, no. 332; Liebowitz 1967 (vgl. zur Datierung); Isserlin 1971; Keel 1977b: Abb. 4 (nur linke Hälfte); Keel 1984: Abb. 67 (nur linke Hälfte); Keel 1984a: Nr. 233, 321; Moscati 1988b: 36f; Markoe 1990: fig. 8; Keel/Uehlinger 1992: 71, Abb. 65; Gonen 1992c: fig. 7:33; Keel 1996c: Abb. 321 (nur rechte Hälfte); Keel 2007a: Abb. 111; Schroer 2011: 374f, Nr. 947; IDD: King (Levant) Nr. 46.

DatensatzID:

10890

Permanenter Link:

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