Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Enstatit (§ 386-390), 18,3 x 13,7 x 8,3 mm.

Datierung:

 Späte 18. Dyn.-Frühe 20. Dyn. (1350-1150) bzw. 19. Dyn. (1292-1186 bzw. 1292-1190) (Schroer 2011; IDD).

Herkunft:

 Bet-Schean, Südende der Stadt, Square Q8, südwestlicher Raum im sog. Haus des Kommandanten, Locus 1370 (Rowe 1930: 21 fig. 2; James/McGovern 1993: 53-55, map 1, pl. 4a), Fund-Nr. 28-9-321; Stratum VII; SB IIB (1300-1250).

Sammlung:

 Philadelphia, University Museum, 29-104-47.

Darstellung:

 [Ergänzter Text von Schroer 2011: In den Vorstellungen der ÄgypterInnen vom Totenreich und dem Leben im Jenseits spielten kosmische Schöpfungsvorstellungen eine eminent wichtige Rolle. Komprimiert ist eine solche Kosmologie auf diesem Skarabäus aus Bet-Schean greifbar (Keel 1995: 194f).] Ein Kuhkopf wird von zwei nach aussen gerichteten, hockenden Löwen [ergänzter Text von Schroer 2011: Horizontlöwen] flankiert; vgl. dazu Keel/Schroer 1998: 13-16, Taf. 1a-c mit Belegen aus München, London und Berlin; darunter ein Krokodil (Keel 1995: § 531); zu Parallelen mit diesem zusätzlichen Motiv vgl. Keel/Schroer 1998: Taf. IId-e mit zwei Belegen aus Berlin und dazu, unpubliziert, ein Beleg in der Dayan-Sammlung am Institute of Archaeology der Universität Keel 1997b: Tel-Aviv Nr. 391 [ergänzter Text von Schroer 2011: ; die Szene stellt die aufgehende Sonne über der Urflut dar; dabei steht in Fortführung mbz Tradition (Keel 1995: § 534, 534a) das Krokodil für das Urwasser, verstärkt durch den die Sonnenscheibe ersetzenden Kuhkopf der Mehet-weret, Sinnbild für die „grosse Urfülle“ [ergänzter Text von Schroer 2011: Helck et al. 1975-1992: III 795f ... Von ihr, die als Urwasser und als Himmelskuh zur Mutter des Re wurde, erhoffte der/die Tote sich Wiedergeburt nach dem Tod]; die beiden Löwen repräsentieren den östlichen und den westlichen Horizont; die ganze Komposition kann als Vignette zu Totenbuchspruch 17 § 5 und als eine Art Quintessenz des Totenbuchs verstanden werden; zu einer weiteren Vignette aus dem Totenbuch auf einem Skarabäus vgl. Keel 2010a: Tell el-Far˓a-Süd Nr. 457. [Ergänzter Text von Schroer 2011: Das Krokodil, das schon in der MB-zeitlichen Tradition Palästinas/Israels das Urwasser verkörpert (Schroer 2008: Nr. 275, 276), repräsentiert als Gegenpol zur Sonne die Finsternis und Unterwelt, aus der jeden Morgen die Sonne neu geboren wird und in die sie jeden Abend zurückkehrt (Helck et al. 1975-1992: III 795f). So ist hier mit sparsamen Mitteln ein komplexer, vermutlich aus ägyptischen und kanaanäischen Vorstellungen verschmolzener Kosmos angedeutet, in den Leben, Sterben und Tod eines Menschen eingebunden waren, verbunden mit der Erwartung einer sonnengleichen Wiedergeburt der Toten].

Parallelen:

Starkey/Harding 1932: pl. 62:33: Auf verschiedenen Skarabäen aus Palästina/Israel ist dieselbe mythische Vorstellung in anderen Variationen zu finden. Das liegende Urwasser-Krokodil bleibt, doch wird die Wiedergeburt der Sonne nicht durch den Kuhkopf der Mehet-Weret, sondern durch eine Sonnenscheibe auf dem Horizontzeichen (Schroer 2011: Nr. 804), einen von Uräen flankierten Cheper, Falken oder Falkenköpfigen angedeutet; Keel 1995: 195, Abb. 348-353: Auf verschiedenen Skarabäen aus Palästina/Israel ist dieselbe mythische Vorstellung in anderen Variationen zu finden. Das liegende Urwasser-Krokodil bleibt, doch wird die Wiedergeburt der Sonne nicht durch den Kuhkopf der Mehet-Weret, sondern durch eine Sonnenscheibe auf dem Horizontzeichen (Schroer 2011: Nr. 804), einen von Uräen flankierten Cheper, Falken oder Falkenköpfigen angedeutet; Keel/Schroer 1998: Taf. 3:a-e: in der 21. Dyn. wird der Kuhkopf mit Sonnenscheibe von zwei Falken über einem Krokodil flankiert; vgl.; Schäfer 1935: Abb. 1: in der Sargkammer Ramses‘ IX. ist die Wiedergeburt des Sonnenballs (mit dem Kopf des Re als Widder) aus dem Leib eines Krokodils dargestellt; Hornung 1982: 116, Abb. 81: in der Sargkammer Ramses‘ IX. ist die Wiedergeburt des Sonnenballs (mit dem Kopf des Re als Widder) aus dem Leib eines Krokodils dargestellt; Keel/Schroer 1998: Taf. 2:d-e: zwei Stücke im Ägyptischen Museum Berlin.

Bibliographie:

Rowe 1929a: 65; Thompson 1970a: 28; Keel-Leu 1991: 67, 72; James/McGovern 1993: 55; Weinstein 1993: 224, fig. 167:3, 7; Keel 1995: 195, Abb. 353; Keel/Schroer 1998: 16, Taf. 2c; Keel 2010: 156f, Bet-Schean Nr. 133; Schroer 2011: 262f, Nr. 806; IDD: Crocodile Nr. 36.

DatensatzID:

15864
  

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