Darstellung:
Der Steinanhänger mit der eingravierten Schwalbe wurde neben dem Altar des großen Doppeltempels von Arad gefunden. Ursprünglich hing er vielleicht am Altar, an einer Säule, an der Wand oder von der Decke. Als ägyptisches Schriftzeichen bedeutet die Schwalbe
wr «der Große». Das könnte sich sowohl auf einen angesehenen Stifter des Steins, vielleicht den Stadtfürsten, als auch (weniger wahrscheinlich) auf eine im Heiligtum verehrte Gottheit beziehen.
wr «Großer (Häuptling)» findet sich als Element der Herrschertitulatur in der prädynastischen Zeit auf Etiketten aus Abydos. Sie wird ab der Zeit des Narmer durch die Horussymbolik abgelöst.
Morenz 2003b hat den Fund in den Kontext der Anwendung oder Imitation ägyptischer Hieroglyphen in Palästina/Israel während der frühen FB-Zeit gestellt (
Schroer/Keel 2005: Nr.
114,
116). Wenn seine These richtig ist, stellt die Schwalbe von Arad einen weiteren Hinweis auf die Orientierung der Mächtigen in Palästina/Israel an ägyptischer Herrschersymbolik dar (
Schroer/Keel 2005: Nr.
121,
125,
126,
127,
131,
136). Eine eigentliche Schwalbensymbolik ist in Ägypten erst später belegt (vgl.
Patch 1995). Unter Pepi II. wird der König erstmals in einem Text mit einer Schwalbe verglichen (Pyr. 1770a). Das Totenbuch kennt die Schwalbe als einen mit Regeneration verbundenen Vogel (
Hornung/Staehelin 1976: 136 Anm. 494).
Hornung/Staehelin 1976: Hornung E./Staehelin E., 1976, Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen (Ägyptische Denkmäler in der Schweiz 1), Mainz.
Morenz 2003b: Morenz L.D., 2003b, Schrift und Imitation. Eine Hieroglyphe als lokales Autoritätssymbol im frühbronzezeitlichen Arad und zur Verbreitung der ägyptischen Hieroglyphenschrift im frühbronzezeitlichen Südkanaan, in: Morenz L.D./Bosshard-Nepustil E., Hg., Herrscherpräsentation und Kulturkontakte Ägypten – Levante – Mesopotamien. Acht Fallstudien (AOAT 304), Münster, 21-47.
Patch 1995: Patch D.C., 1995, A ‚Lower Egyptian‘ Costume: Its Origin, Development and Meaning: JARCE 32, 93-116.
Schroer/Keel 2005: Schroer S./Keel O., 2005, Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern. Band 1. Vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Frühbronzezeit, Fribourg.
Parallelen:
Patch 1995;
Hellinckx 1997;
Jéquier 1938: pl. 109: ein Relieffragment aus dem Pyramidenbezirk Pepis II. zeigt ein königliches Gewand (dazu Patch 1995) mit einem Gehänge, an dem unten eine hockende Schwalbe mit einer Sonnenscheibe befestigt ist;
Grimm 1989: 138, Beleg 2: ein Relieffragment aus dem Pyramidenbezirk Pepis II. zeigt ein königliches Gewand (dazu Patch 1995) mit einem Gehänge, an dem unten eine hockende Schwalbe mit einer Sonnenscheibe befestigt ist;
Grimm 1989: 138-140, Belege 1:3-4: vgl. azs der 5.-11. Dyn.
Grimm 1989: Grimm A., 1989, Sonnenlauf und Vogelflug. Das Motiv der Schwalbe mit der Sonnenscheibe: ZÄS 116, 138-142.
Hellinckx 1997: Hellinckx B.R., 1997, Tutankhamun‘s Carnelian Swallow with Sun Disc: Part of a Garment?: JEA 83, 109-125.
Jéquier 1938: Jéquier G., 1938, Le monument funéraire de Pepi II. Tome II Le Temple, Kairo.
Patch 1995: Patch D.C., 1995, A ‚Lower Egyptian‘ Costume: Its Origin, Development and Meaning: JARCE 32, 93-116.
Bibliographie:
Amiran/Ilan 1992: 88, 90f, Abb. 88;
Schroer/Keel 2005: 214f, Nr. 113;
SNF-Tiere: Nr. 3387.
Amiran/Ilan 1992: Amiran R./Ilan O., 1992, Arad, eine 5000 Jahre alte Stadt in der Wüste Negev, Israel, Neumünster.
SNF-Tiere: SNF-Projekt: Ikonographie der Tiere
Schroer/Keel 2005: Schroer S./Keel O., 2005, Die Ikonographie Palästinas/Israels und der Alte Orient. Eine Religionsgeschichte in Bildern. Band 1. Vom ausgehenden Mesolithikum bis zur Frühbronzezeit, Fribourg.
Permanenter Link:
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22902