Objekt:

 Rollsiegel (schwach konkaver Zylinder), Hämatit (§ 357-360), 25,6 x 13,3 mm.

Datierung:

 Šulgi (2094-2046).

Herkunft:

 Ur, Fundkontext unbekannt.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.65.

Darstellung:

 Einführungsszene vor thronendem Gott, dreigliedrig: Eine Göttin hält einen kahlen, bartlosen Beter am Handgelenk und führt ihn nach rechts vor einen thronenden, bärtigen Gott mit Haarknoten, der, wie die Göttin, das eine Schulter freilassende Falbelgewand und die mehrfache Hörnerkrone (beschädigt!) trägt. Der Beter ist mit dem Schal- oder Fransengewand, auch Togagewand, bekleidet, dessen eine Borte, neu, vom vorgestreckten Arm senkrecht herunterfällt. Der Oberarm der Göttin ist leicht nach unten gesenkt, ihr Haar ist S-förmig nach hinten geschwungen; sie hat die linke, der Beter die rechte Hand verehrend erhoben, der Gott hält die Rechte nach vorn gestreckt, die Linke am Körper angewinkelt. Er sitzt auf einem dreifach umrandeten Thron, der in der Mitte von einem dreiteiligen, senkrechten Element unterteilt ist und auf einem zweistufigen Podest steht. Über seiner Hand ein Skorpion. Die dreizeilige Inschrift mit Erwähnung Šulgis ist in zwei Kästen gegliedert (Doppellegende), wobei der untere etwas eingerückt ist.

Diskussion:

 Die Siegelfläche ist im Bereich der Hörnerkrone des Gottes beschädigt. Sie dürfte ursprünglich, der Konvention entsprechend, wie jene der einführenden Göttin mehrfach gewesen sein. Der Skorpion, Symbol der Göttin Išḫara, ist im Vergleich zur übrigen Darstellung schwach ausgebildet. Nach Fischer 1997: 125 erscheint er niemals in Kopfhöhe; er gehört ins Umfeld einer Göttin, vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 103. Wahrscheinlich ist er verlegenheitshalber wegen einer weiteren Beschädigung hier entstanden. Üblicherweise ist an dieser Stelle ein Astralzeichen, und der Skorpion erscheint darunter, s. die in die Zeit Šulgis datierte Abrollung mit thronender Göttin Buchanan 1981: Nr. 590. — Nach Sollberger 1954 handelt es sich beim Thronenden um den Mondgott Su˒en, den Stadtgott von Ur. — Zur zweikolumnigen Inschrift vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 105; Fischer 1997: 133 merkt an, dass dieser Legendentypus nur auf wenigen Abrollungen mit einer thronenden Gottheit bekannt ist.

Parallelen:

Haussperger 1991: 169-178: Siegelabrollungen und Originale, Originalsiegel werden vier erwähnt (S. 177), davon drei mit Einführungsszene, jedoch stets vor Göttin - Zeit Šulgis.

Bibliographie:

Sollberger 1954: 241, Nr. 5, fig. 154; Hartmann 1980: 70f, Abb. 4 (Zeichnung); Collon 1987: 106f, no. 458; Keel/Uehlinger 1996: 28, Abb. 15, Taf. 1a (Farbfoto des Originals); Keel-Leu/Teissier 2004: 79f, Nr. 96.

DatensatzID:

291

Permanenter Link:

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