Objekt:

 Rollsiegel, Halbopal, 22,6 x 13,5 mm.

Datierung:

 Neuassyrische Zeit (700-600 oder Ende 8. Jh.).

Herkunft:

 Assyrien.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.103.

Darstellung:

 Mythologische Jagdszene mit Adorant: Links ein bärtiger Beter im langen Gewand, die Rechte erhoben, die Linke nach vorn gestreckt vor einem aufgebäumten, zurückblickenden Mischwesen mit Löwenkopf und -leib, zwei spitzen, aufrecht stehenden Ohren oder Hörnern, Flügeln, Vogelschwanz und -füssen, auf das ein Bogenschütze im Kniestand zielt. Letzterer ist mit einem langen Schlitzrock bekleidet, wobei die mit einem Diagonalgitter verzierte Innenseite des Gewandes zwischen den Beinen sichtbar wird; über seiner linken Schulter sind zwei Pfeile mit Bändern/Troddeln zu erkennen; Siebengestirn und Sichelmond im oberen Bildfeld, Nabû-Griffel und Raute mit Mittelstreifen (Auge) zwischen den Protagonisten, Fibel über Fisch und Gebilde bestehend aus einer grösseren und einer kleineren Kugelbohrung mit Fortsätzen (Gefäss?) als Szenentrenner, je eine Kugelbohrung unter den Armen des Bogenschützen; Randleiste.

Diskussion:

 Die Szene ist meist nach rechts, nicht wie hier nach links gerichtet, vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 226, der Beter fehlt in den meisten Fällen; das kleine Füllmotiv, die doppelte Kugelbohrung mit Fortsatz, kommt auch auf Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 223 vor und ist noch auf der Parallele Delaporte 1923: Taf. 86:11 zu finden – es ist nicht zu deuten. Raute, Fisch und Astralsymbole sind beliebte Füllmotive im vorliegenden Kontext – die Fibel kommt noch auf einer der oben genannten Parallelen vor, vgl. auch Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 221, 222. Die gemusterte Innenseite des Gewandes ist für die Schrittstellung des Bogenschützen charakteristisch. Die zwei Kugelbohrungen am Saum des langen Gewandes und die als Kugel gestalteten Hände der Beterfigur finden sich auf Collon 2001b: Nrn. 272f., welche die Autorin p. 139 einer Werkstatt des 7. Jh. zuschreibt, vgl. auch Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 238. R. Mayer-Opificius, mündlich, datiert unser Stück in die Zeit Sanheribs (705-681).

Parallelen:

Legrain 1925: Nr. 610; de Clercq/Menant 1888: Taf. 30:325: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Delaporte 1920: Taf. 52:9: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Delaporte 1923: Taf. 86:10-11: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter, Taf. 86:11 mit gleichem doppelkugelförmigen Füllsel; Porada 1948: Nr. 719-720: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Parker 1949: Nr. 172: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Buchanan 1966: Nr. 639: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Teissier 1984: Nr. 257: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter, mit Fibel; Rehm 1994: Nr. 12: nach rechts gerichtete Szene ohne Beter; Herbordt 1992: Taf. 5:11, 5:8: Siegelabrollungen ohne Beter - Taf. 5:8 Ninive, 688a, Taf. 5:11 Tall Ḥalaf.

Bibliographie:

Keel 2001a: 18, Nr. 17; Keel-Leu/Teissier 2004: 207, Nr. 225.

DatensatzID:

515

Permanenter Link:

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