Objekt:

 Model, Serpentin, 60 x 42 x 11 mm.

Datierung:

 Kültepe Level Ib (1820-1740) oder Karum Kanis, Level Ib (1800-1740) (Schroer 2008).

Herkunft:

 Anatolien (wahrscheinlich Kültepe [Kanesch], Höyük oder Karum).

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VFig 2000.5; Ex-Sammlung Aulock.

Darstellung:

 [Ergänzter Text von Schroer 2008: Aus Anatolien stammen kleine Gussformen für Bleifigürchen, die als Amulette oder Anhänger gedient haben dürften (Emre 1971; 1993). Recht häufig finden sich auf diesen Bildträgern der frühen MB IIB‑Zeit (zu älteren Gussformen vgl. Merhav 1987a) Tauben in Begleitung der Göttin.] Im Gegensatz zu Keel/Schroer 2004: Nr. 67, 68 ist das Gesicht der Göttin hier nicht im Profil, sondern frontal dargestellt. Diese Eigenheit und die durch das Model gegebene Massenproduktion bestätigen den Amulettcharakter der Figur (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 68). Sie trägt eine hohe, konische Kopfbedeckung, große Ohrringe und ein Halsband [ergänzter Text von Özgüç 1950: Ihre Haare sind in zwei dicke, volutenförmig gerollte Locken zu beiden Seiten des Gesichtes zusammengefasst] Brüste, Nabel und Scham sind betont, wie es bei diesen Bleifiguren häufig der Fall ist (Emre 1971: pl. 1:3-3:3). Mit beiden Händen scheint sie ihr Kleid, das noch bis zu den Knien reicht, beiseite zu schieben [ergänzter Text von Schroer 2008: Schroer 2008: Nr. 437, 438, 439, 440, 441]. Gleichzeitig hält sie mit jeder Hand einen Vogel. Die geraden Schnäbel der Vögel und die Motivtradition legen nahe, sie als Tauben zu interpretieren. Die Gestalt ist von einer Mandorla umrahmt. Oben schließt eine geflügelte Scheibe die Komposition ab. Unten steht die Göttin auf einer weiteren geflügelten Scheibe [ergänzter Text von Keel/Staubli 2001. Nr. 63: ... der Augen und eine Nase einbeschrieben sind. ... Vier Durchbohrungen an den Ecken der Gussform erlaubten, einen zweiten Teil zu befestigen und so eine Hohlform zu gewinnen. Die Form diente der Herstellung von Bleifiguren] [Autor der Ergänzung: Othmar Keel].

Diskussion:

 Die beiden geflügelten Scheiben könnten die Sonne des Tages und der Nacht darstellen (vgl. Keel/Schroer 2004: Fig. 69). Die Göttin scheint so die Erotik zu verkörpern, die den Kosmos in Gang hält (vgl. Kommentar nach Keel/Schroer 2004: Nr. 65 und Hoheslied 8,6f).

Parallelen:

Winter 1983: 282, Abb. 291; Ziffer 1998: 46, fig. 53; Teissier 1996: 33, fig. 202: zum altsyrischen Siegel; Keel 1998: figs. 11-16: zur Austauschbarkeit von stilisiertem Baum und Göttin.

Bibliographie:

Özgüç 1950: 206f, fig. 437:a-b, pl. 67; von der Osten 1957: 124, Nr. 356; Emre 1971: 117, Nr. 51, 147, Nr. 9, pl. 11:4a-b; Winter 1977a: 63-66, Abb. 21; Winter 1983: 281f, Abb. 290 (fehlerhafte Zeichnung); Christie’s 2000: 166, lot 554; Keel/Staubli 2001: 71, Nr. 63; Keel/Staubli 2003: 72, Nr. 61; Staubli 2003: 96, Abb. G (gute Zeichnung); Keel/Schroer 2004: 114f, Nr. 69; Keel/Staubli 2006: 50, Nr. 30 (unten); Keel 2007: 117, no. 133; Keel et al. 2007: 50, Nr. 30b; Keel 2008: 111, Nr. 133.

DatensatzID:

782

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=782