Objekt:

 Plattenstele (mit spitzem Abschluss)Plattenstele **[auf Plattenstele (mit spitzem Abschluss)]**, Sandstein oder Kalkstein, 0,25 x 2 m.

Datierung:

 Akkad-Zeit (2260).

Herkunft:

 Susa, Akropolis (dorthin verschleppt als Beutestück aus Sippar).

Sammlung:

 Paris, Louvre Museum, Sb 4.

Darstellung:

 Die sog. Naramsin-Stele ist ein eindrückliches Dokument der kriegerischen Aggression der Herrscher von Akkad. Naramsin, dessen Name in einer Anzahl Inschriften mit dem Gottesdeterminativ geschrieben wird (Nissen 1983: 188), leitet einen Heerzug im bewaldeten Gebirge, um einen feindlichen Bergstamm zu besiegen. Eine nur in Spuren erhaltene Inschrift stellte den entsprechenden Kriegsbericht dar. Der König trägt die gleiche Rüstung und Bewaffnung wie seine Soldaten, die in Reih und Glied unter den Standarten (der Götter?) vorrücken. Die Hörner am Helm weisen ihn aber zugleich als Gottkönig aus. Mit dem linken Fuß steht er auf einem der bereits hingestreckten Feinde, die, soweit sie den Kampf überlebt haben, nur noch flehentlich um ihr Leben bitten können (Gestalt oben rechts). Die Stele zeichnet sich durch ihren außergewöhnlich dynamischen Aufbau, die freie Bewegung der Figuren in einer Landschaft und eine in der altorientalischen Kunst seltene Betonung der Perspektive (beispielsweise bei den fliehenden Gestalten rechts) aus. Schon Börker-Klähn 1982: I, 136 hat nachgewiesen, dass die bewegten Figuren auf dieser Stele durch Reliefs des Alten Reiches inspiriert sind, wie z.B. die Kampfszenen der 5. und 6. Dyn. im Grab des Inti in Deschascheh, die exakt dieselben Positionen fallender Körper darstellen.
Das Bildwerk vermittelt die Unbezwingbarkeit der Truppen Naramsins, der triumphalistisch wie der Sonnengott selbst (vgl. die Haltung der Sonnengötter Schroer/Keel 2005: Nr. 249, 250) auf den Berg steigt. Anders als auf der sog. Geierstele (Schroer/Keel 2005: Nr. 242) ist die Armee nicht mehr als kollektiver Block dargestellt, sondern als ein geordneter Zug von einzelnen Soldaten. Der Sternenhimmel, ursprünglich wahrscheinlich sieben Sterne, gibt der Kriegsszene eine kosmische Dimension. Die Ereignisse stehen buchstäblich unter guten, göttlichen Sternen. Der Körper des Königs wirkt kraftstrotzend und verführerisch, er wendet seine rechte, die Glücksseite dem Betrachter zu. In subtiler Weise wird auf diesem Bild männliche Sexualität in den Dienst politischer Rhetorik gestellt. Der königliche Körper ist in seiner perfekten Gestalt Zeichen göttlicher Erwählung (Winter 1996).

Parallelen:

Börker-Klähn 1982: nos. 29, 31: die etwas späteren Felsreliefs mit über die Feinde (auf)steigendem Herrscher; Strommenger/Hirmer 1962: 73, pl. 115: vgl. auch das Fragment einer Stele Sargons aus Susa; Aruz et al. 2003: 199, no. 127: vgl. auch das Fragment einer Stele Sargons aus Susa; Boehmer 1965: Nr. 406-438, Taf. 34-35: zur Pose des aufsteigenden Sonnengottes in der akkadzeitlichen Glyptik.

Bibliographie:

Pritchard 1954: no. 309; Schmökel 1955: pl. 46; Parrot 1962a: Abb. 213; Moortgat 1967: pls. 155-156; Börker-Klähn 1982: no. 26; Caubet 1994: 166ff, no. 109; Collon 1995b: 75, no. 58; Keel 1996c: pl. 19; Aruz et al. 2003: 196, fig. 59; Schroer/Keel 2005: 344f, Nr. 246.

DatensatzID:

33622

Permanenter Link:

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