Objekt:

 Säulenfigurine, Ton, 17,4 x 5,5 x 3,6 cm.

Datierung:

 Ende Frühbronzezeit (um 2000) (eine Thermoluminiszenz-Analyse des Research Laboratory for Archaeology in Oxford vom 22. April 1997 hat ergeben, «that the material of the sample was last fired between 2700 and 4100 years ago», also zw. 3100 und 1700 v. Chr.).

Herkunft:

 Nordsyrien/Euphrattal.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VFig 1996.4.

Darstellung:

 Pfeilerfigur, deren Oberkörper zwei Köpfe trägt (zu ihrer Bedeutung vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 6). Jeder Hals trägt, nur auf der Vorderseite, eine Kette. Eine zweite breitere über die Brust gehende Kette verbindet die beiden äußeren Schultern. Die Ketten sind mit regelmäßigen Einritzungen verziert. Beide Gesichter haben eine vorspringende Nase und aufgesetzte, doppelkreisförmige Augen. Beide Köpfe haben besonders sorgfältig gestaltete Frisuren: Die Gesichter sind von kurzen Zöpfen umrahmt, die am Hinterkopf als Haarknoten aufgebunden sind. Der linke Kopf trägt eventuell ein Diadem auf der Stirn. Bei beiden Figuren ist nur je ein Arm, und zwar der äußere, angedeutet. Diese Stümpfe sind schräglaufend durchlöchert; man könnte an Ösen denken, an denen die Figur aufgehängt wurde bzw. in welche Gegenstände (Stäbe, Symbole, Attribute, Standarten oder Waffen) eingesteckt werden konnten.

Diskussion:

 Obwohl für Keel/Schroer 2004: Nr. 25-26 und diese Figur keine in allen Details übereinstimmenden Parallelen bekannt sind, gibt es für viele Details gutes Vergleichsmaterial bei den Statuetten von Selenkahije; vor allem bei den Statuetten, die Liebowitz unter Typ I vereint hat. Es handelt sich um Figürchen, deren Körper einen flachen auf eine runde Basis gesetzten Pfeiler darstellt. Der Oberkörper ist dreieckförmig modelliert und durch die Oberarme begrenzt, Nase und Augen sind stark betont, hingegen fehlt der Mund. Die Hände, sowohl waagerecht als auch nach oben abgewinkelt, liegen auf der Brust. Der flache Körper dieser Pfeilerfiguren könnte ein langes Kleid darstellen oder nur eine Details aussparende Vereinfachung sein (Liebowitz 1988: 4). In unseren Beispielen sind die Halsketten die einzigen Verzierungen. In Selenkahije dagegen tragen einige Figuren geometrische Muster. Die Statuetten sind aufgrund der gelegentlich eigens dargestellten Brüste, vor allem aber aufgrund der komplizierten Frisuren als weiblich zu identifizieren (Badre 1980: 123f). Sie sind typisch für das mittlere Eufrattal. Wenn Liebowitz (1988: 28f) mit seiner Auffassung Recht hat, dass wir Figuren vom Typ der Frau vor uns haben, die ihre Brüste stützt, dann dürfte es sich um die Darstellung von Göttinnen handeln. Das legen auch die Frisuren und Halsketten nahe. Ihr Bild vermittelt stärker den Eindruck stolzer oder freundlicher Herrinnen als den üppiger Fülle wie Keel/Schroer 2004: Nr. 1-6
Keel/Schroer 2004:
Nr. 1
Nr. 2
Nr. 3
Nr. 4
Nr. 5
Nr. 6
. Die Figuren dieses Typs sind hauptsächlich in Privathäusern gefunden worden.

Parallelen:

Badre 1980: pl. 100; Doumet Serhal 1995: 67; Schmandt-Besserat 1998: 12, fig. 6, fig. 11; Liebowitz 1988: pl. 5:2: = Badre 1980: pl. 42, 63; Liebowitz 1988: pl. 13:1, 3: = Badre 1980: pl. 64, 100; Badre 1980: pl. 64:100: = Liebowitz 1988: pl. 13:1,3 Type V, für die Ösen - Selenkahije; Badre 1980: pl. 42:63: = Liebowitz 1988: pl. 5:2 (Diadem), Augen-Diadem-Haarknoten; Doumet Serhal 1995: 67, Nr. 17, 88, Nr. 17: Augen-Diadem-Haarknoten; Doumet Serhal 1995: 71, Nr. 25: für die Ösen; Keel/Schroer 2004: Nr. 6: zu einem neolithischen Gefäß mit zwei Köpfen; Karageorghis 1995: pl. 17a: zu zyprischen Brettfiguren mit zwei Köpfen; Spycket 2000: 105, Nr. 88: zu zyprischen Brettfiguren mit zwei Köpfen; Holland 1976: fig. 15:9: Zwillingsfigur - Tell es-Sweihat; Doumet Serhal 1995: 75: Zwillingsfigur, Körperaufbau, Ösen und Halsketten sind gleich; Keel/Schroer 2004: Nr. 20: zyprische Brettfigur.

Bibliographie:

Keel/Schroer 2004: 75, Nr. 28.

DatensatzID:

756

Permanenter Link:

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