Objekt:

 Rollsiegel, Marmor, 38,5 x 32,2 mm.

Datierung:

 Protoliterate c (3200-3000) bzw. eventuell Uruk III (3200-3000).

Herkunft:

 Diyālāgebiet.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.3.

Darstellung:

 Je zwei übereinander angeordnete Vierbeiner (Schafe) flankieren eine Tempelfassade; Schilfringbündel als Trenner.

Diskussion:

 Zum Vergleich des Horizontalfrieses mit Zickzackmuster über dem Tempelportal mit dem Schmuck auf zeitgenössischer Monumentalarchitektur s. Brandes 1979: 221 Anm. 2. Zum Schilfringbündel als Symbol der Göttin Innin akkad. Inanna s. Seidl 1957-71: 490 [ergänzter Text von Keel/Schroer 2004: Nr. 17: Die Kombination von Tempelfassade und Herde ist typisch für das Dijala-Gebiet. Das Schilfringbündel, das als Trenner figuriert, ist das Symbol der großen sumerischen Göttin Inanna, der akkadischen Ischtar. Die Darstellung dürfte eines ihrer Heiligtümer zeigen. Inanna bzw. Ischtar ist eine Göttin mit vielen Aspekten, vor allem der sexuell bestimmten Liebe, des Krieges und der damit zu gewinnenden Macht und des Morgen- und Abendsterns (Black/Green 1992: 108f). Durch die Übernahme der Rollen anderer Gottheiten, etwa der alter Muttergottheiten in der Sintflutgeschichte, wie sie in Taf. 11 des Gilgamesch-Epos erzählt wird, wachsen ihr auch Funktionen zu, die ihr von Haus aus fremd sind, so in diesem Falle die Rolle der Muttergöttin, die um die Vernichtung «ihrer Menschen, die sie geboren hat», klagt (XI,120-122). Die Anwesenheit des Göttlichen bzw. das Göttliche selbst wurde häufig durch nicht menschengestaltige Zeichen signalisiert, so in Ägypten etwa durch eine kleine Fahne (nṯr, sprich netscher) oder – besonders in der Levante – durch eine aufgestellte Steinplatte (mazzebah). Die genannten Symbole konnten verschiedene, sowohl weibliche wie männliche Gottheiten signalisieren oder symbolisieren. Andere waren einer bestimmten Gottheit vorbehalten, so z. B. das Schilfringbündel in Mesopotamien der Göttin Inanna, der «Herrin des Himmels» (nin.an.ak) bzw. der «Herrin der Datteltrauben» (nin.ana.ak). Die beiden Schilfringbündel auf dem obersten Register des berühmten Steingefässes von Uruk (Keel/Schroer 2004: Nr. 17a) symbolisieren den Eingang zum Heiligtum. Ob die menschliche Gestalt links davon, die den Gabenbringerzug empfängt, die Oberpriesterin oder die Göttin selbst in menschlicher Gestalt darstellt, ist unsicher. Sicher ist, dass Gottheiten keineswegs immer durch menschliche Gestalten dargestellt wurden. Nicht-anthropomorphe Zeichen oder extrem schematisierte menschliche Figuren (Keel/Schroer 2004: Nr. 10, 18-20
Keel/Schroer 2004:
Nr. 18
Nr. 19
Nr. 20
) wurden oft als geeigneter empfunden, die geheimnisvolle Anwesenheit göttlicher Mächte zu symbolisieren].

Parallelen:

Delaporte 1923: Taf. 63:5; Frankfort 1955: Nr. 877; Frankfort 1955: Nr. 854: Aǧrab; Frankfort 1955: Nr. 15: gleich gearbeitete Tiere - Ḫafāǧa, Sin II.

Bibliographie:

Borowski 1948: 487, Abb. 6; Keel/Uehlinger 1996: 33, Abb. 24; Keel-Leu/Teissier 2004: 15, Nr. 9; Keel/Schroer 2004: 64f, Nr. 17; Keel 2008: 84, Nr. 99.

DatensatzID:

196

Permanenter Link:

  https://bodo.unifr.ch/bodo/id/196