Objekt:

 Rollsiegel, Hämatit (§ 357-360), 21 x 9 mm.

Datierung:

 Altbabylonische Zeit (1850-1800 oder 1850-1750).

Herkunft:

 Babylonien/Nordbabylonien (?).

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1981.85.

Darstellung:

 Adorationsszene vor aufsteigendem Gott, vierfigurig: ein nach rechts gerichteter kahler Mann (Priester) mit Eimer und Wedel, vor ihm, gleichgerichtet, ein Gott mit quer schraffierter, konischer Kappe und Fischschwanzfrisur in der Pose des Gottes mit der Keule, jedoch ohne diese; ihm gegenüber ein Gott im langen Faltenschlitzrock, ein Bein auf einen stilisierten Berg gestützt; die rechte, geschlossene Hand mit überlangem Daumen (?) nach unten gesenkt; hinter ihm nackte Frau in Vorderansicht; zwischen den beiden Gottheiten, im oberen Bildfeld, ein hockender Löwe oder Hund; beim kahlen Mann ist eine Stirnlocke angedeutet, der Bart des Gottes mit der konischen Kappe ist als Dreieck mit Längsstrichen stilisiert; beide tragen einen kurzen, mit Borten besetzten Schurz; der „Berg“ ist mit zwei längs gestrichelten Streifen wiedergegeben.

Diskussion:

 Die Arm- bzw. Handhaltung des aufsteigenden Gottes ohne Attribut ist die gleiche wie jene des Gottes rechts auf Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 132, der auch in aufsteigender Pose erscheinen kann, s. Collon 1986a: 25; wahrscheinlich handelt es sich um die selbe Gottheit. Die aufsteigende Haltung ist seit der Akkad-Zeit für Šamaš charakteristisch, Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 76, 77, zu dessen Identifikation auf altbabylonischen Darstellungen zwar nicht mehr die Strahlen, aber weiterhin die Säge gehört vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 119, 123. Der mit einer Borte verzierte Schurz wird bisweilen auch von Amurru: Collon 1986a: Nrn. 426, 447, von einem gleichen Gott wie hier mit Sichelaxt in der herabhängenden hinteren Hand: Collon 1986a: Nr. 420, von einem (göttlichen) Opfertierträger: Collon 1986a: Nr. 95, von einer Figur mit Kappe und verschiedenen Gegenständen in der Hand: Collon 1986a: Nrn. 324 (Axt), 411 (Stab), und schliesslich vom Tierhelden: Collon 1986a: Nr. 129, vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 108, getragen. Der Löwe/Hund ist etwas seltsam zwischen die Figuren gepfercht – normalerweise sitzt er im unteren Bildfeld, s. hierzu Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 123 oder, wie in Sippar, zusammen mit mehreren Füllelementen zwischen den Köpfen verteilt. Collon 1986a: 41f. sieht im Vierbeiner einen Hund und verweist auf seine Funktion als Symboltier der Göttin Gula vgl. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 205. Datierung wegen nackter Frau nicht vor 1850, s. Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 123.

Parallelen:

Collon 1986: Nr. 356, 540; Blocher 1992a: Nr. 138; Keel-Leu/Teissier 2004: Nr. 132: Armhaltung; Frankfort 1955: Nr. 911: aufsteigende Gottheit ohne Attribut - Ishchali/Šaǧālī, „Old Bab.“; Blocher 1992a: pl. 37: aufsteigende Gottheit ohne Attribut - Sippar, Sumula˒el bis Apil-Sîn (1880-1813); Delaporte 1909: Nr. 72-74: Belege ohne Waffe, vor einem gleich charakterisierten Gott wie oben beschrieben oder vor Šamaš, nur bei letztgenanntem Beispiel Gott in aufsteigender Pose, Siegel flächig geschnitten; al-Gailani Werr 1988: Taf. 1:4: hockender Löwe/Hund - Tall Ḥarmal Level IV, erste Hälfte 19. Jh.; Blocher 1994: 99: hockender Löwe/Hund - Tall Harmal wohl Level III, zweite Hälfte 19. Jh.; Collon 1986a: Nr. 18: hockender Löwe/Hund - frühaltbabylonisch; Blocher 1992a: Nr. 106: hockender Löwe/Hund - Sippar, Zeit Sābiums (1844-1831); Legrain 1951: Nr. 498: kleines Format und Flachschnitt, ohne Waffe, gleicher charakterisierter Gott wie oben beschrieben oder vor Šamaš, Gott nicht in aufsteigender Pose, Siegel flächig geschnitten; Delaporte 1910: Nr. 177-178: ohne Waffe, gleicher charakterisierter Gott wie oben beschrieben oder vor Šamaš, Gott nicht in aufsteigender Pose, Siegel flächig geschnitten; Collon 1986a: 3, Nr. 292: ohne Waffe, gleicher charakterisierter Gott wie oben beschrieben oder vor Šamaš, Gott nicht in aufsteigender Pose, Siegel flächig geschnitten - Letztere S. 3 möglicherweise aus workshop I in Sippar; Delaporte 1909: Nr. 72: überlanger Daumen; Porada 1948: Nr. 465: überlanger Daumen; Buchanan 1981: Nr. 872: überlanger Daumen.

Bibliographie:

Keel-Leu/Teissier 2004: 117f, Nr. 122.

DatensatzID:

343

Permanenter Link:

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