Objekt:

 Rollsiegel, Stein, 52,8 x 17,5 mm.

Datierung:

 Neuassyrische Zeit (900-800).

Herkunft:

 Assyrien.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, VR 1983.2; Ex-Sammlung Bollmann.

Darstellung:

 Götterbegegnungs- und Landwirtschaftsszene: [ergänzter Text von Keel/Schroer 2004: Nr. 150: Ohne formale Registereinteilung ist die Darstellung auf zwei Streifen verteilt] Links oben schlägt eine Göttin im hohen Polos und langen Schlitzrock das Tamburin [ergänzter Text von Keel/Schroer 2004: Nr. 150: ... anscheinend zur Begrüßung] vor einem gleichbekleideten bärtigen Gott mit Hörnerkappe, der auf einem Podium steht und in der nach oben gehaltenen Rechten drei ährenartige Pflanzen, in der gesenkten Linken eine Axt hält; zwischen beiden das Siebengestirn über einem dem Gott rechts zugewandten Vogel (Taube) mit zum Flug ausgebreiteten Schwingen. Es folgt eine kleinere Gestalt im gefransten Schurz, die einen Stier an der Schnauze bzw. an einer Halterung hält. Auf dem Rücken des Tieres ist ein Gestell montiert; über den beiden ein Sichelmond und ein achtstrahliger Stern. — Im unteren Bildfeld links ist ein Stier vor einen Pflug gespannt, der von einem bartlosen Mann im kurzen gefransten Schurz geführt wird; hinter ihm eine gleiche, jedoch bärtige Gestalt, die beide Hände erhoben hat [ergänzter Text von Keel/Schroer 2004: Nr. 150: Es handelt sich aber kaum um eine alltägliche und profane Verrichtung, wie der Gebetsgestus des Mannes zeigt, der dem Pflüger folgt. Das Gebet richtet sich wohl an die beiden Gottheiten, die im oberen Register zu sehen sind]; zwischen ihnen zwei Rauten; Randleiste.

Diskussion:

 [Ergänzter Text von Keel/Schroer 2004: Nr. 150: Der achtstrahlige Stern hinter der Göttin legt nahe, in ihr Ischtar zu sehen. Der «gesattelte» Stier, der von einem Bediensteten gehalten wird, identifiziert den Gott als Hadad/Adad, den «Donnerer», der hier durch die Ähren als Spender der Fruchtbarkeit gekennzeichnet wird. (ergänzter Text von Keel/Staubli 2001: Nr. 69: Auf einem anderen neuassyrischen Siegel begrüsst Ischtar mit der Rahmentrommel den Wettergott als Sieger über die Chaosschlange.) Vögel erscheinen zwar gelegentlich im Zusammenhang von Pflügeszenen. Aber der recht deutlich als Taube charakterisierte Vogel scheint hier, wie auf altsyrischen Siegeln (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 67-69
Keel/Schroer 2004:
Nr. 67
Nr. 68
Nr. 69
) als Liebesbote zu amten. Die rituelle Begegnung von Gott und Göttin im Dienste der Fruchtbarkeit (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 65-66) wurde nach neuen Erkenntnissen in Assyrien auch in der 1. Hälfte des 1. Jt. v. Chr. regelmäßig gefeiert (Nissinen 2001)].

Parallelen:

Glock 1988: Nr. 98: gleiche Göttin mit Tamburin (Ring) vor Adad als Schlangendrachenbekämpfer; Porada 1948: Nr. 688: gleiche Göttin mit Tamburin (Ring) vor Adad als Schlangendrachenbekämpfer, Göttin ohne Polos; Porada 1938: Nr. 24: Pflugszene ohne ihr folgende zweite Figur; Tunca 1979: Nr. 78: Pflugszene ohne ihr folgende zweite Figur; Porada 1948: Nr. 653: Pflugszene ohne ihr folgende zweite Figur; Teissier 1984: Nr. 218: Verehrerin mit Ring/Tamburin; Nissen 1998: zum Ritual der ‹Heiligen Hochzeit› in neuassyrischer Zeit.

Bibliographie:

Porada 1948: no. 653 (zum Pflüger); Winter 1977: 34 (und Titelbild); Keel 1984: 151, Abb. 52; Keel-Leu 1984: 39, fig. 8 (Zeichnung); Glock 1988: no. 98 (Die Komposition des Siegels ist singulär. Zur Göttin mit der Rahmentrommel); Beyer 1993: 70, Anm. 6 (erwähnt); Keel/Uehlinger 1996: 24f, Abb. 13; Osten-Sacken 1999: 266f, Abb. 7; Keel/Staubli 2001: 73, Nr. 69; Keel 2001a: 21, Abb. 36, Abb. 38; Keel-Leu/Teissier 2004: 197, Nr. 220; Keel/Schroer 2004: 170f, Nr. 150; Keel 2008: 118, Nr. 144.

DatensatzID:

500
  

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