Objekt:

 Figurine, Bronze, 12,6 x 3,1 x 2,15 cm.

Datierung:

 Ptolemäische Zeit (306-30).

Herkunft:

 Ägypten.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlungen BIBEL+ORIENT, ÄFig 2000.4; Ex-Sammlung Liechti.

Darstellung:

 Die thronende Göttin ist als Mischwesen aus Menschenleib und Löwenkopf dargestellt. G. Roeder redet konsequent von «Löwinnenkopf», weil es sich, wie die Brüste und, wenn die Figur beschriftet ist, die Namen (Bastet, Sachmet, Uto) zeigen, um eine Göttin handelt. Aber alle diese Gestaltungen (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 134, 135, 177, 178, 179, 190, 191) zeigen einen Löwenkopf mit Mähne, die nur die männlichen Tiere besitzen. Die Eindrücklichkeit der Erscheinung war dem Alten Orient oft wichtiger als die zoologisch korrekte Darstellung der Geschlechtsmerkmale. So tragen von ihrer Funktion her eindeutig weibliche Tiere wie Hirschkühe oder Steingeißen den Kopfschmuck der männlichen Tiere (Geweih, große Hörner), den sie in Wirklichkeit nie tragen (vgl. z. B. Keel/Schroer 2004: Nr. 70). Der Löwenkopf ist durch die dreiteilige Strähnenperücke mit dem menschlichen Leib verbunden. An der Stirn trägt die Göttin die übliche, sich aufbäumende Kobra und auf dem Kopf die Sonnenscheibe (Keel/Schroer 2004: Nr. 179, 190). Die rechte Hand ruht auf dem Oberschenkel, die linke ist angewinkelt und durchbohrt und trug wahrscheinlich ein Papyruszepter [ergänzter Text von Keel/Staubli 2001: Nr. 81: Die Mischfigur mit Löwenkopf ist thronend dargestellt. Der Übergang zwischen Tierkopf und Frauenkörper wird mittels einer dreiteiligen Perücke, deren beide vorderen Haarteile partiell von der Löwenmähne bedeckt werden, geschickt kaschiert. Ein wadenlanges, enganliegendes, die Arme frei lassendes Gewand betont die weiblichen Konturen. Die kräftigen, langen Arme sind angewinkelt und liegen dem Körper an, wobei die rechte Hand mit ausgestreckten Fingern flach neben und die zur Faust geballte, ursprünglich wohl ein Emblem umfassende linke Hand über den Oberschenkeln ruhen. Im Gegensatz zum Oberkörper entbehrt sowohl die Beinpartie als auch die gesamte Rückenpartie jeglicher Plastizität. Einzig die beiden Oberarme werden von zierenden Elementen (mehrreihige Bänder) geschmückt. Der Kopfputz, bestehend aus einer Sonnenscheibe mit vorgeblendeter (jedoch unvollständig ausgegossener) Uräusschlange, bildet zusammen mit der Figur eine Gusseinheit].

Diskussion:

 [ergänzter Text von Keel/Staubli 2001: Nr. 81: Seit dem Alten Reich bis in die Spätzeit figurieren eine Vielzahl von löwengestaltigen – vorwiegend weiblichen – Gottheiten im ägyptischen Pantheon. Göttinnen wie u. a Sachmet, Bastet, Tefnut oder Wadjet treten in reiner Löwengestalt oder als mischgestaltige Feliden mit Frauenkörper und Löwenhaupt auf (Bastet seit der Dritten Zwischenzeit auch mit einem Katzenkopf), das von einer – im Grunde lediglich für das männliche Tier kennzeichnenden – Mähne gerahmt ist. Allen Löwengöttinnen voran sind es Sachmet von Memphis und Bastet von Bubastis, die zusehends in den Vordergrund rücken und die charakteristischen Züge eines Feliden in sich vereinen: Sachmet, «die Mächtige», verkörpert dessen gefährliche und wilde, Bastet dessen besänftigende und angenehme Eigenschaften.] [Autor der Ergänzungen: Madelein Page Gasser] [Ergänzter Text von Keel 2008: 98: An der Stirn trägt die Göttin die übliche, sich aufbäumende Kobra. Sie signalisiert und garantiert die Unantastbarkeit und Heiligkeit der Göttin. Die Sonnenscheibe auf ihrem Kopf manifestiert ihre enge Beziehung zum Tagesgestirn].

Parallelen:

Roeder 1956: 277-282, Taf. 40:a-e, 42:i-k, 43:a-b, f-g; Schoske/Wildung 1992: Nr. 89.

Bibliographie:

Ede 1999: no. 21; Keel/Staubli 2001: 84f, Nr. 81; Page Gasser 2001: Nr. 5, 10 (Literaturangabe); Keel/Staubli 2003: Nr. 79; Keel/Schroer 2004: 238f, Nr. 221; Keel et al. 2007: 24, Nr. 7; Keel 2008: 98, Nr. 117.

DatensatzID:

908

Permanenter Link:

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