Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Enstatit (§ 386-390), 18 x 15 x 6 mm.

Datierung:

 MB IIB (1700-1550).

Herkunft:

 Palästina/Israel.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlung Keel, ÄS 1993.17.

Darstellung:

 Auf der Basis ist in linearer Gravur die frontale Ansicht einer nackten Frau zu sehen (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 73, 74, 75). Die Ohren sind bei diesem Stück nicht nur überdimensioniert, sondern eckig und erinnern so an die Kuhohren der ägyptischen Göttin Hathor. Augen, Mund und Vulva sind durch Einritzungen angedeutet. Brüste und Füße sind ignoriert (Keel 1995: § 575; zu den Füßen vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 39, 40 und 46). Die bogenförmig herunterhängenden Arme rahmen Rumpf und Scham ein, die so ins Zentrum gestellt wird. Die Zweige, die die Göttin flankieren, fallen zum Teil mit der Umrandungslinie zusammen.

Diskussion:

 Das Siegelamulett imitiert in der Form ein Kaurischneckengehäuse. Das natürliche Gehäuse und Imitationen in verschiedenen Materialien sind seit der Prähistorie von Frauen u. a. als Gürtel getragen worden (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 36, 121). Vielleicht sollte das dem weiblichen Geschlecht ähnliche Gehäuse dessen Potenz stärken (zur Bedeutung und Geschichte des Kauroids vgl. Keel 1995: § 184-195). Ein kanaanäisches Motiv, das man auf ägyptischen Skarabäen nie findet, ist das Bild einer nackten Frau bzw. Göttin (Keel/Schroer 2004: Nr. 73-81
Keel/Schroer 2004:
Nr. 73
Nr. 74
Nr. 75
Nr. 76
Nr. 77
Nr. 78
Nr. 79
Nr. 80
Nr. 81
, 90). Es ist kennzeichnend für mittelbronzezeitliche, in Palästina/Israel lokal gefertigte Skarabäen, auf denen es in großer Zahl gefunden wird (Schroer 1989: 89-138; Keel 1995: § 574-576; Keel 1995a: 117-120). Die nackte Göttin ist regelmäßig von Zweigen bzw. kleinen schematisierten Bäumen flankiert (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 71). Silvia Schroer bezeichnete sie deshalb als «Zweiggöttin» (Schroer 1987). Die Zweige charakterisieren sie als Herrin und Spenderin der Vegetation, die im regenarmen Palästina von zentraler Bedeutung war. Ihr Partner war der Wettergott (vgl. den Kommentar nach Keel/Schroer 2004: Nr. 65). Ein Baum oder Zweig allein kann gelegentlich die Präsenz der Göttin symbolisieren (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 72 und 91).

Parallelen:

Schroer 1989: 97, Nr. 15, 99, Nr. 35: Akko; Keel 1995: 211, Abb. 423: Tell el-Dab˓a.

Bibliographie:

Keel 1994: 222f, Taf. 22:1; Keel 1995c: 118, pl. 6:1; Keel 2003a: 132f, Nr. II:11; Keel/Schroer 2004: 120f, Nr. 76.

DatensatzID:

786

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=786