Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Enstatit (§ 386-390), 25 x 18 x 10 mm.

Datierung:

 MB IIB (1700-1550).

Herkunft:

 Palästina/Israel, aus dem Handel.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlung Keel, ÄS 1993.1.

Darstellung:

 Die Ohren der Göttin sind im Vergleich zu Keel/Schroer 2004: Nr. 73, 74, 75, 76 – vielleicht aus Platzmangel – etwas klein geraten. Der Halsschmuck ist auch sonst belegt (Schroer 1989: 97f nos. 6, 8, 19 Lachisch). Die Haltung der Arme ist der auf Keel/Schroer 2004: Nr. 81 ähnlich. Sie scheint auf das Geschlecht hinzuweisen. Nicht nur der Schamhaarbereich, sondern auch die Beine sind durch Schraffierung betont. Die Göttin wird von zwei knieenden verehrenden Gestalten flankiert [ergänzter Text von Schroer 2008: Aussergewöhnlich ist diese Darstellung der Göttin auf einem Neb-Podest zwischen zwei knienden Verehrern oder Verehrerinnen mit Kreuzbändern und knielangen engen Röcken], deren Geschlecht nicht eindeutig zu bestimmen ist. Weder das schulterlange Haar, noch der knielange Schurz sind in der Mittelbronzezeit eindeutig Männern oder Frauen vorbehalten (vgl. Tufnell 1984: pl. 42). Auch die X-förmigen Brustbänder, die oft kriegerische Konnotationen haben, sind zwar deutlich häufiger bei weiblichen Gestalten zu finden (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 43, 47), aber nicht auf diese beschränkt. Die Verehrungsszene wird unten durch ein neb (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 73, 74), oben durch eine geflügelte Sonnenscheibe abgeschlossen. Ein Kerbband rahmt das Ganze ein.

Diskussion:

 Ein kanaanäisches Motiv, das man auf ägyptischen Skarabäen nie findet, ist das Bild einer nackten Frau bzw. Göttin (Keel/Schroer 2004: Nr. 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 90). Es ist kennzeichnend für mittelbronzezeitliche, in Palästina/Israel lokal gefertigte Skarabäen, auf denen es in großer Zahl gefunden wird (Schroer 1989: 89-138; Keel 1995: § 574-576; Keel 1995a: 117-120). Die nackte Göttin ist regelmäßig von Zweigen bzw. kleinen schematisierten Bäumen flankiert (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 71). Silvia Schroer bezeichnete sie deshalb als «Zweiggöttin» (Schroer 1987). Die Zweige charakterisieren sie als Herrin und Spenderin der Vegetation, die im regenarmen Palästina von zentraler Bedeutung war. Ihr Partner war der Wettergott (vgl. den Kommentar nach Keel/Schroer 2004: Nr. 65). Ein Baum oder Zweig allein kann gelegentlich die Präsenz der Göttin symbolisieren (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 72 und 91). Ergänzter Text von Schroer 2008: Während die Göttin normalerweise in der für kleine Stempelsiegel typischen «splendid isolation» abgebildet wird, ist hier ausnahmsweise eine größere, szenische Konstellation zu sehen, welche die Göttlichkeit der Gestalt in der Mitte beweist].

Parallelen:

Winter 1983: Abb. 306: ein altsyrisches Rollsiegel, das die Göttin zwischen zwei knienden Verehrerinnen über einem Stier und zwischen aufgerichteten Löwen darstellt; Schroer 1985: 93, Abb. 65: ein altsyrisches Rollsiegel, das die Göttin zwischen zwei knienden Verehrerinnen über einem Stier und zwischen aufgerichteten Löwen darstellt; Eder 1995: 222f, Dok. 61: ein altsyrisches Rollsiegel, das die Göttin zwischen zwei knienden Verehrerinnen über einem Stier und zwischen aufgerichteten Löwen darstellt; Schroer 1989: 100, Nr. 48: vgl. die Göttin zwischen zwei knienden Krokodilsköpfigen; ein Stück im University College in London zeigt eine nackte Göttin, die von zwei knieenden krokodilköpfigen Gestalten flankiert wird; Keel/Schroer 2004: Nr. 87: zum Göttinnenkopf mit Verehrenden.

Bibliographie:

Keel 1994: 223, Taf. 22:3; Keel 1995: 225, Abb. 506; Keel 1995c: 118, Taf. 6:3; Keel/Schroer 2004: 120f, Nr. 77; Schroer 2008: 182f, Nr. 406.

DatensatzID:

787

Permanenter Link:

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