Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Enstatit (§ 386-390), 16 x 11 x 7 mm.

Datierung:

 MB IIB (1700-1550).

Herkunft:

 Palästina/Israel, aus dem Handel.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlung Keel, ÄS 1978.7.

Darstellung:

 Im Gegensatz zu den Keel/Schroer 2004: Nr. 73, 74, 75, 76, 77 ist der Kopf der Göttin hier im Profil dargestellt. Das erlaubt, ihr üppiges Haar zu zeigen. Langes Haar ist ein Zeichen nahezu dämonischer Vitalität. Armhaltung und Leib sind ähnlich wie bei Keel/Schroer 2004: Nr. 73 gestaltet. [Ergänzender Text von Schroer 2008: Obwohl die Brüste kaum angedeutet sind, ist die Haltung von Parallelen her als Präsentieren der Brüste zu deuten.] Der Schamhaarbereich ist nicht schraffiert, sondern quadriert und so groß, dass man sich – modern gesprochen – an einen Slip erinnert fühlt. Die Zweige, die sie flankieren, fallen wie bei Keel/Schroer 2004: Nr. 75, 76 teilweise mit der Umrandungslinie zusammen.

Diskussion:

 Ein kanaanäisches Motiv, das man auf ägyptischen Skarabäen nie findet, ist das Bild einer nackten Frau bzw. Göttin (Keel/Schroer 2004: Nr. 73-81
Keel/Schroer 2004:
Nr. 73
Nr. 74
Nr. 75
Nr. 76
Nr. 77
Nr. 78
Nr. 79
Nr. 80
Nr. 81
, 90). Es ist kennzeichnend für mittelbronzezeitliche, in Palästina/Israel lokal gefertigte Skarabäen, auf denen es in großer Zahl gefunden wird (Schroer 1989: 89-138; Keel 1995: 210-212 § 574-576; Keel 1995a: 117-120). Die nackte Göttin ist regelmäßig von Zweigen bzw. kleinen schematisierten Bäumen flankiert (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 71). Silvia Schroer bezeichnete sie deshalb als «Zweiggöttin» (Schroer 1987). Die Zweige charakterisieren sie als Herrin und Spenderin der Vegetation, die im regenarmen Palästina von zentraler Bedeutung war. Ihr Partner war der Wettergott (vgl. den Kommentar nach Keel/Schroer 2004: Nr. 65). Ein Baum oder Zweig allein kann gelegentlich die Präsenz der Göttin symbolisieren (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 72 und 91). [Ergänzender Text von Schroer 2008: Nur ganz vereinzelt finden sich außerhalb der Kunst dieser Region Zweige neben Göttinnen (vgl. die Siegelabrollung aus Susa bei Schroer 2008: Nr. 214) oder die frontale Darstellung einer (bekleideten) altbabylonischen Göttin, die thronend zwei Palmen hält (vgl. die Parallelen bei Schroer 2008: Nr. 410)].

Parallelen:

Ben-Tor 2007: nos. 8-28, pls. 105, 105, 105, 105: ein Überblick über Zweiggöttinnen auf Stempelsiegeln; Schroer 1989: 97, Nr. 3: Kopf nach links - Jericho.

Bibliographie:

Schroer 1989: 97, Nr. 4; Keel/Schroer 2004: 120f, Nr. 78; Ben-Tor 2007: no. 10, pl. 105; Schroer 2008: 180f, Nr. 404.

DatensatzID:

788

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=788