Objekt:

 Skarabäus (§ 36-131), Enstatit (§ 386-390), 18 x 13 x 7 mm.

Datierung:

 MB IIB (1700-1550).

Herkunft:

 Palästina/Israel, aus dem Handel.

Sammlung:

 Fribourg, Sammlung Keel, ÄS 1978.20.

Darstellung:

 Der sonst blanke Rücken des Käfersiegelamuletts ist mit zwei Zweigen dekoriert. Auf der Basis in linearer Gravur das Bild einer nackten Frau. Die bis auf die Füße konsequent durchgeführte Frontalität lässt sie als dem Betrachter bzw. der Betrachterin zugewandt erscheinen. Augen und Mund sind durch Einritzungen angedeutet. Die überdimensionierten Ohren charakterisieren sie wohl als willig zu hören und zu erhören. Die Hände sind in typisch vorderasiatischer Haltung (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 50, 51, 52, 53) unter die Brust gelegt. Sie können in Analogie zu Figuren, bei denen sie ihre Brüste präsentiert, vielleicht auf die allerdings nicht eingezeichneten Brüste hinweisen (Keel 1995: § 575). Der Bereich der Schamhaare ist durch senkrechte Linien betont. Die Figur steht auf dem ägyptischen Zeichen neb «Herr(in)». Sie wird von Zweigen bzw. Bäumchen flankiert. [Ergänzter Text von Schroer 2008: Die Zweiggöttin wirkt fest im Boden verwurzelt und erweist sich so als Erdgöttin. Der Rücken des Skarabäus ist zusätzlich mit zwei Zweiglein geschmückt (Schroer 2008: Nr. 346).

Diskussion:

 Ein kanaanäisches Motiv, das man auf ägyptischen Skarabäen nie findet, ist das Bild einer nackten Frau bzw. Göttin (Keel/Schroer 2004: Nr. 73-81
Keel/Schroer 2004:
Nr. 73
Nr. 74
Nr. 75
Nr. 76
Nr. 77
Nr. 78
Nr. 79
Nr. 80
Nr. 81
, 90). Es ist kennzeichnend für mittelbronzezeitliche, in Palästina/Israel lokal gefertigte Skarabäen, auf denen es in großer Zahl gefunden wird (Schroer 1989: 89-138; Keel 1995: 210-212 § 574-576; Keel 1995a: 117-120). Die nackte Göttin ist regelmäßig von Zweigen bzw. kleinen schematisierten Bäumen flankiert (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 71). Silvia Schroer bezeichnete sie deshalb als «Zweiggöttin» (Schroer 1987). Die Zweige charakterisieren sie als Herrin und Spenderin der Vegetation, die im regenarmen Palästina von zentraler Bedeutung war. Ihr Partner war der Wettergott (vgl. den Kommentar nach Keel/Schroer 2004: Nr. 65). Ein Baum oder Zweig allein kann gelegentlich die Präsenz der Göttin symbolisieren (vgl. Keel/Schroer 2004: Nr. 72 und 91).

Parallelen:

Macalister 1912: III pl. 210:71; Schroer 1989: Nr. 7-8, 19-33, 40: ägyptisierender Typ zwischen Zweigen.

Bibliographie:

Keel 1980a: 273, fig. 84; Winter 1983: Abb. 153; Schroer 1989: 97, Nr. 5; Keel et al. 1990: 214, fig. 43; Schroer/Staubli 1993: 65 (oberste Reihe, zweiter von rechts); Keel 1994: 224, Taf. 23:1; Keel 1995: 211, Abb. 425; Keel 1995a: 119, pl. 7:1; Keel 1998: 128, fig. 23; Keel/Schroer 2004: 118f, Nr. 73; Keel/Staubli 2006: 49, Nr. 29 (rechts); Ben-Tor 2007: no. 17, pl. 105; Keel 2007: 85, no. 89; Keel et al. 2007: 49, Nr. 29c; Keel 2008: 79, Nr. 89; Schroer 2008: 182f, Nr. 405.

DatensatzID:

783

Permanenter Link:

  http://www.bible-orient-museum.ch/bodo/details.php?bomid=783